#IranRevolution: Kulmines Statement

Wie viele andere, möchten auch wir unsere Reichweite nutzen, um uns hinter die Menschen im Iran zu stellen und zu signalisieren, dass wir ihre Verzweiflung sehen und ihren kraftvollen Willen stützen. Wir teilen Erlebnisse, Storys und Berichte aus dem Iran, weil die revoltierenden Menschen darum bitten, Sichtbarkeit und Dokumentation zu schaffen, und weil wir diese Revolution als wegweisend für alle freiheitsliebenden Menschen sehen. Frau-Leben-Freiheit!
Inhaltsverzeichnis

Im September wurde Jina Mahsa Amini in Teheran von der iranischen Sittenpolizei festgenommen, weil sie ihr Kopftuch nicht richtig getragen haben soll. Wenige Tage später war die 22-Jährige tot. Die Polizei behauptet, sie sei an Herzversagen gestorben. Viele Iraner:innen glauben, die Sittenpolizei – bekannt für ihre Brutalität – habe sie durch Folter umgebracht.

Mahsa Aminis Tod hat im Iran eine landesweite Protestbewegung ausgelöst. In allen Teilen des Landes gehen Menschen auf die Straße, Frauen* verbrennen ihre Kopftücher und schneiden sich ihre Haare ab. Im Kampf gegen patriarchale Strukturen und ein brutales Regime und für Menschenrechte riskieren sie ihr Leben. Ihr Motto lautet Jin – Jiyan – Azadi, zu Deutsch: Frauen – Leben – Freiheit.

Wer uns auf Twitter folgt, dem wird aufgefallen sein, dass wir dort seit Wochen fast ausschließlich die Protestbewegung im Iran thematisieren. In diesem Beitrag möchten wir euch mitteilen, warum uns das Thema so wichtig ist.

Kulmine unterstützt Frauen- und Menschenrechte und ein freies Iran

Wie viele andere, möchten auch wir unsere Reichweite nutzen, um uns hinter die Menschen im Iran zu stellen und zu signalisieren, dass wir ihre Verzweiflung sehen und ihren kraftvollen Willen stützen.
Wir teilen Erlebnisse, Storys und Berichte aus dem Iran, weil die revoltierenden Menschen darum bitten, Sichtbarkeit und Dokumentation zu schaffen, und weil wir diese Revolution als wegweisend für alle freiheitsliebenden Menschen sehen.

Oder, um es poetischer auszudrücken:

I am not free while any woman is unfree,
even when her shackles are very different from my own.

Audre Lorde
Zeichnung verschiedenster Frauen, die während der Proteste im Iran gemeinsam um ein Feuer tanzen

Für Kulmine-Inhaberin Petra sind die Demonstrierenden Held*innen:

„Was im Iran geschieht, ist ein Ausdruck der weiblichen Kraft. Die iranischen Frauen wissen aus leidvoller Erfahrung, was sie brauchen: Frauen, Freiheit und Leben – und den Sturz der gewaltvoll unterdrückenden Regierung. Ihren Mut und die Kraft bewundere ich zutiefst. Vielleicht können nur Frauen eine friedliche Revolution erfolgreich gestalten und brauchen dafür die Unterstützung von allen anderen.

Die iranische Revolution gibt mir Zuversicht. Die vielen kreativen Lösungen für Widerstand. Der Zusammenhalt über Religionen und Parteien hinweg. Junge, Alte, Männer, Frauen, queere Menschen riskieren gemeinsam ihr Leben, weil sie nicht länger in Unfreiheit leben wollen.

Obwohl die Miliz unfassbar gewaltvoll vorgeht, passiert es immer wieder, dass sie jemanden verhaften wollen und von so vielen Passantinnen abgedrängt werden, dass sie loslassen müssen. Ich bin sicher, nicht so mutig sein zu können, und doch äußerst dankbar für diese held*innenhaften Vorbilder.“

Wogegen sich die Menschen im Iran aufbäumen

Die iranische Protestbewegung ist eine Revolution für Menschenrechte, Freiheit und Gleichberechtigung und sie wendet sich klar gegen ein gewalttätiges, frauenfeindliches, patriarchales System. Es geht um viel mehr, als die Pflicht, Kopftuch tragen zu müssen.

Frauen* dürfen im Iran bestimmte Berufe nicht ausüben, sie werden benachteiligt beim Ehe-, Scheidungs- und Sorgerecht, ihre Aussage zählt vor Gericht nur halb so viel wie die eines Mannes, Ehemänner haben das Recht auf die sexuelle Verfügbarkeit ihrer Frau, häusliche Gewalt des Ehemannes ist erlaubt.

Frauenrechte sind fundamentale Menschenrechte und wir können nicht tatenlos hinnehmen, dass es Frauen* verwehrt bleibt, in gleicher Weise wie Männer aktiv und sichtbar in der Welt zu sein, sie zu gestalten. Vor allem können wir nicht tatenlos bleiben, wenn Frauen*, die den Mut aufbringen, dafür einzustehen, brutalste Gewalt erfahren.

Die Geschehnisse im Iran betreffen uns alle, denn jede*r von uns wünscht sich ein gutes Leben. Ein Leben dessen Chancen und Freiheit nicht vom körperlichen Geschlecht abhängt. Westliche Feminist*innen kämpfen täglich für diese Chancengleichheit. Doch im Iran geht der Kampf noch viel tiefer, es geht ihnen um etwas ganz Grundlegendes. Sie kämpfen um ihr Leben.

Nicht bloß eine Frau zu sein, ist im Iran gefährlich. Homosexualität ist illegal, wer sich nicht zum islamischen Glauben bekennt, wird hingerichtet. Gerade aktuell werden ein Dutzend Menschen gefoltert und getötet. Der Iran ist auf der Welt das Land mit den meisten Hinrichtungen.

Doch die Menschen wehren sich. Ihre Revolution kennt kein Zurück mehr. Das im Iran zurzeit zutiefst unterdrückende System wird in seinem Fundament angegriffen.

Zeichnung einer Frau, die im Rahmen der Proteste im Iran ein Plakat hochhält mit der Aufschrift: "You can't burn women made of fire"

Was wir in Deutschland tun können

Von Europa aus können wir dieser Transformationskraft der iranischen Revolution schon allein mit unserer Aufmerksamkeit Aufschub verleihen. Indem wir zeigen, dass wir zuschauen, dass wir die Ereignisse sehen – sowohl die berechtigte Wut und geeinte Kraft der Protestierenden als auch die unrechtmäßige, verzweifelte Gewalt der Machthabenden.

Indem wir auch hier demonstrieren, können wir zeigen, dass wir hinter den Frauen im Iran stehen. Wir sehen euch und wir sehen das Unrecht, das euch angetan wird, und stützen euch in eurer Kraft und eurer Wut.

In Deutschland und Europa berichten sehr viele kluge Iraner*innen über die Revolution und sorgen dafür, dass der Widerstand, aber auch die Gewalt des Regimes gegen das eigene Volk sichtbar ist.

We stand with you

Die Protestbewegung im Iran ist eine feministische Revolution und feministische Revolutionen sind das, was unsere Welt jetzt braucht. Wir bewundern den Mut der Iraner*innen und glauben fest an die echten Veränderungen, die er herbeiführen wird. Women in Iran: We stand with you!

Wie geht es dir mit der Revolution im Iran? Hast du weitere Tipps für Berichte, Kanäle und Aktionsmöglichkeiten? Dann teile sie mit uns in den Kommentaren.

Hier sind einige Hashtags und Accounts, über die ihr euch auf dem Laufenden halten könnt

Hashtags:

#IranRevolution

#freeIran

#women_life_freedom

Auf Instagram:

@duzentekkal: deutsche Journalistin, Politikwissenschaftlerin, Sozialunternehmerin und Gründerin kurdisch-jesidischer Abstammung.

@jasminshakeri: deutsch-iranische Sängerin, Songwriterin, Tänzerin und Moderatorin.
@officiallyjoko & @damitdasklaas: Joko und Klaas haben ihre Accounts den iranischen Aktivistinnen Azam Jangravi und Sarah Ramani überlassen.
@iranprotestsgermany: Infos zu Demonstrationen in Deutschland

Auf Twitter:

@ShouraHashemi: im Iran geborene österreichische Diplomatin
@NatalieAmiri: deutsch-iranische Journalistin, frühere ARD-Korrespondentin in Teheran
@Khani2Mina: in Berlin lebende iranische Bloggerin
@K_Willinger: ARD-Korrespondentin Türkei, Iran, Zypern

Im Fernsehen:

In der Novemberausgabe der „Anstalt“ widmen sich Max Uthoff, Claus von Wagner und ihre Gäste Negah Amiri, Maike Kühl und Enissa Amani unter anderem den aktuellen Geschehnissen im Iran.

Zeichnung einer Frau mit wehenden Haaren und der Aufschrift: "Frauen, Leben, Freiheit", des Wahlspruches der Proteste im Iran

Rede von Jasmin Shakeri

Jasmin Shakeri, eine deutsch-iranische Sängerin, Schauspielerin, Tänzerin und Autorin, hat am 30.10. eine bewegende Rede zur Revolution im Iran gehalten. Wir haben hier einige besonders kraftvolle Zitate daraus zusammengetragen:

„Für mich war der Iran ein verzweifeltes Festhalten an etwas längst Verlorenem. (…) Für mich war der Iran Schmerz.“

„Etliche Jahrzehnte des Schmerzes brechen aus uns heraus, während wir hilflos dabei zusehen, wie unsere Menschen von Zahedan bis Kurdistan für einen Traum kämpfen, den wir fast schon in uns begraben hatten.“

„Der Traum unserer Eltern, noch einmal durch die Straßen zu laufen, in denen sie sich verliebten und zum ersten Mal küssten, die Gebäude ihrer Kindheit zu sehen, ohne diese mit den Plakaten von Religionsführern zugehängt zu sehen, die jede schöne Erinnerung mit ihrer Anwesenheit verunstalten, während sie versuchen, die Identität und Individualität jeder Frau und jedes Mädchens mit der Zwangsverschleierung zu vernichten.“

„Wir haben es eilig, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen, bevor jene, die eine Erlösung von ihrer Sehnsucht verdienen, diese Erde verlassen, ohne dass es dazu kommt.“

„Wir haben es eilig, euch in Sicherheit und Freiheit zu wissen. (…) Wir haben es diesmal eilig zu sehen, dass die Vereinigung des Volkes stärker ist als das Regime.“

„Wir haben es eilig, diesen Moment, diese feministische Revolution, die von kurdischen Frauen schreiend in diese Welt geboren wurde, zu einem Wegweiser für unsere Zukunft weltweit zu machen, in der jeder Diktator und mordende Führer, der lieber den toten Körper einer Frau sieht als eine ihrer Haarsträhnen, vom Zusammenhalt und der Kraft der Menschen gestürzt wird.“

„Von Afghanistan bis zur Ukraine, von Jemen bis Iran, haben wir es eilig zu sehen, dass das Gute überwiegen kann.“

„Wir sehen diese Revolution als ein Symbol für all die Arbeit, die weltweit noch geleistet werden muss.“

„Eine einzige unterdrückte Seele legt uns alle in Ketten.“

Die Bilder wurden von Erik Lenz gezeichnet.

Petra Sood
Petra Sood ist nicht nur die Seele von Kulmine, sondern auch ihre Gründerin. Sie führt das Unternehmen bis heute mit Haltung, Herz und Verstand. Nachhaltiges Leben ist für sie gelebte Selbstverständlichkeit - genauso selbstverständlich wie ihr gradliniger und inklusiver Feminismus.
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