Erste Hilfe für die Vulvina: Teil 2 – Vaginosen

Bei der Definition von Vaginosen gibt es Uneinigkeiten. In diesem Text wird eine Vaginose definiert als ein Ungleichgewicht der Vulvina, bei der ein Übermaß von ansonsten ungefährlichen Hautbakterien zu unangenehmen Geruch führt, der oft als „fischartig“ beschrieben wird.
Inhaltsverzeichnis

Während bei Pilzen (siehe Teil 1 der Reihe zu Pilzinfektionen) der Leidensdruck vor allem durch den starken Juckreiz entsteht, ist bei Vaginosen hauptsächlich der Geruch unangenehm. Oft (aber nicht immer) ist es das einzige Symptom. Doch auch Vaginosen können gut behandelt werden!

Was ist eine Vaginose?

Bei der Definition von Vaginosen gibt es Uneinigkeiten. In diesem Text wird eine Vaginose definiert als ein Ungleichgewicht der Vulvina, bei der ein Übermaß von ansonsten ungefährlichen Hautbakterien zu unangenehmen Geruch führt, der oft als „fischartig“ beschrieben wird.

Bakterien, wie zum Beispiel Gardnerella, führen zwar auch zu Symptomen, die einer Vaginose ähnlich sind, sind aber ein tatsächlicher Infekt und führen meist (aber nicht immer) zu zusätzlichen Symptomen, die über einen unangenehmen Geruch hinausgehen (zum Beispiel Schmerzen, Jucken, Ausfluss in ungewöhnlichen Farben). Um Infekte dieser Art geht es in diesem Artikel nicht. Solltest du Symptome über den Geruch hinaus haben, kontaktiere bitte deinen Arzt / deine Ärztin.

Haftungsausschluss: Die Tipps dieser Reihe sprechen keine Behandlungsempfehlung aus. Bitte nutze alle Hinweise verantwortlich. Wenn deine Beschwerden nicht besser werden, ist es sinnvoll, sie mit deiner Ärztin oder deinem Arzt abzuklären.

Wie entsteht eine Vaginose?

Die Flora der Vulvina ist ein faszinierendes Zusammenspiel aus einer Vielzahl von guten* Bakterien – ähnlich wie in der Darmflora. Kommt es zu einem Ungleichgewicht der Bakterien, kann eine Vaginose entstehen. Die Ursachen für ein Ungleichgewicht können vielfältig sein. Ein möglicher Auslöser kann zum Beispiel übergründliches Waschen sein. Mehr Infos dazu findest du in dem Artikel „Die Vulvina braucht nur Wasser!“. Wird beim Waschen der Vulvina Seife benutzt, greift das die Flora an, wodurch sich das Problem weiter verstärkt.

Weitere Auslöser können sein:

  • Vitamin-D-Mangel
  • Andere Mängel von Nährstoffen
  • Schilddrüsenprobleme
  • Parfüm, Sprays oder ähnliches für die Vulvina
  • Zu enge Hosen
  • Synthetikunterwäsche
  • Menstruationsprodukte, die nicht zu den eigenen Bedürfnissen passen
  • Hormonelle Verhütung
  • Parfümiertes Waschmittel oder Weichspüler 

Gerade, weil Vaginosen oft immer wieder auftauchen, ist es wichtig, den Auslöser zu finden.

Wann sollte eine Vaginose direkt ärztlich behandelt werden?

  • Wenn du schwanger bist: Die Bakterien können durch den Muttermund aufsteigen und eine Frühgeburt auslösen. Deswegen ist bei während der Schwangerschaft auftretenden Vaginosen ein Gang zur Gynäkologin / zum Gynäkologen wichtig. Einige der hier versammelten Tipps können aber trotzdem unterstützend oder im Anschluss an die ärztliche Behandlung eingesetzt werden.
  • Wenn gleichzeitig der Schleim anders als gewohnt aussieht: Kommt es während einer Vaginose zu grünlichem oder anderweitig ungewöhnlich gefärbtem Ausfluss, solltest du schnell einen Gynäkolog*innen-Termin ausmachen. In diesem Fall sind die Beschwerden eventuell durch Bakterien ausgelöst worden, die bedenklicher sind als normale Hautbakterien.
  • Wenn zu dem unangenehmen Geruch noch andere Beschwerden kommen: Es kann sein, dass eine Mischinfektion aus Pilzen und Bakterien vorliegt. Damit beide Erreger sinnvoll behandelt werden, gehört auch in diesem Fall die Behandlung in ärztliche Hände.

Liegt einer dieser drei Fälle vor, solltest du auf einen schnellstmöglichen Termin bestehen. Sollte dir dieser nicht gegeben werden, sag deutlich, dass du schlimme Beschwerden hast. Wenn auch dann kein schneller Termin möglich ist, kannst du die Tipps in diesem Artikel nutzen, um die Zeit zu überbrücken. 

Falls du auch den ersten Teil dieser Reihe gelesen hast, wirst du merken, dass sich einige der folgenden Tipps wiederholen. Das liegt daran, dass diese darauf abzielen, die Flora der Vulvina insgesamt zu stärken und nicht spezifisch nur für Pilze oder nur für Vaginosen gelten.

Wie wird eine Vaginose diagnostiziert?

Eine Vaginose ist viel leichter zu erkennen als ein Pilz, durch den bereits erwähnten Geruch. Ein pH-Test der Vagina-Flüssigkeit kann zusätzlich Klarheit schaffen. Die pH-Teststreifen gibt es in der Drogerie oder in der Apotheke zu kaufen. Die Tests sehen je nach Marke unterschiedlich aus. Der Teil des Streifens mit dem Testfeld wird in die Vagina eingeführt. Wenn dir das unangenehm ist, kannst du auch einen Finger (oder zwei) nutzen, um Flüssigkeit aus der Vagina auf den Streifen aufzutragen.

Normalerweise herrscht in der Vagina ein pH-Wert zwischen ungefähr 3,8  und 4,4. Dieses saure Milieu hemmt das Wachstum vieler unerwünschter Keime. Steigt der pH-Wert auf über 4,5 an, ist eine Vaginose wahrscheinlich. Wenn du schwanger und häufiger von Vaginosen betroffen bist, kannst du regelmäßig selbst den pH-Wert überprüfen, um ein Ungleichgewicht frühzeitig zu erkennen und die Flora zu unterstützen – in Absprache mit deiner / deinem Gynäkolog*in. Neben den Teststreifen werden auch Test-Handschuhe angeboten. Den Handschuh zieht man wie üblich an und führt dann den Finger mit dem Testfeld in die Vagina ein.

Wie wird eine Vaginose behandelt?

Normalerweise werden Vaginosen mit Antibiotika behandelt, die lokal in die Vagina eingeführt werden. Es gibt auch Antibiotika, die oral eingenommen werden. Da sie einen negativen Einfluss auf die wichtigen Darmbakterien haben, sollten sie erst angewendet werden, nachdem ein lokales Antibiotikum keinen Erfolg gebracht hat. Leider werden auch mit einem lokal aufgetragenen Antibiotikum die guten* Bakterien angegriffen. Weil durch die Behandlung die Anzahl der guten Döderlein-Bakterien (Milchsäurebakterien) zurückgeht, steigt wiederum die Gefahr für einen Pilz.

Manche Frauenärtz*innen behandeln Vaginosen ohne Antibiotika. Teilweise wird dabei pures Vitamin C in Form von Vaginaltabletten verschrieben (zum Beispiel ein Präparat namens Vagi C), um die Flora anzusäuern. Allerdings kann sich auch bei diesem Mittel im Anschluss die Wahrscheinlichkeit für Pilze erhöhen, denn diese wachsen gut in einem (zu) sauren Milieu. Doch eine „saure“ Behandlung muss nicht unbedingt mit Vitamin C geschehen – Milchsäure ist deutlich milder. Milchsäurezäpfchen gibt es in der Apotheke.

Auch das Einbringen von Milchsäurebakterien (Döderlein) kann helfen. Sie unterstützen den Körper dabei, wieder selbst mehr Milchsäurebakterien zu bilden. Dieses Präparat gibt es ebenfalls in der Apotheke. Achtung: Achte darauf, dass du Milchsäure und Milchsäurebakterien beim Kaufen nicht vertauscht. Obwohl beide hilfreich sind, kann es bei einer akuten Vaginose sinnvoller sein, erst Milchsäure zu kaufen und anschließend die Döderleins einzusetzen. Döderleins / Milchsäurebakterien müssen außerdem im Kühlschrank gelagert werden.

Wiederkehrende Vaginosen

Vaginosen sind oft wiederkehrend. Deswegen ist es auch nach der Behandlung mit Antibiotika sinnvoll, die Flora sorgfältig aufzubauen. Dazu gibt es verschiedene Mittel, die in der Apotheke und teilweise in Drogerien gekauft werden können.

Unterstützung durch Gele und anderes nach der Antibiotika-Behandlung:

Wichtig: Es sollten keine Produkte auf Erdölbasis benutzt werden. Das ist meist nur teuer verkaufte Vaseline, die Beschwerden nicht tatsächlich lindert, sondern nur überdeckt.

Zur langfristigen Unterstützung und Vorsorge gegen Vaginosen

  • Hormonelle Verhütung absetzen.
  • Nährstoffe testen lassen und nach Bedarf substituieren – speziell Vitamin D.
  • Auf alternative Menstruationsprodukte umstellen. 
  • Die Vulva weniger oder gar nicht rasieren. 
  • Keine Seife für die Vulvina nutzen (oder nur außen auf dem Venushügel). Wer nicht darauf verzichten will, sollte einen milden Waschschaum mit hochwertigen Inhaltsstoffen nutzen wie den von Bioturm. Achtung bei Intimseifen, die damit werben, verträglich zu sein und dann doch Seife enthalten!
  • Auf Parfüms und Sprays für die Vulvina verzichten.
  • Enge, einschneidende Hosen vermeiden.
  • Unterhosen aus Baumwolle tragen.
  • Prä / Probiotika oral einnehmen – Präparate gibt es zum Beispiel in der Apotheke.

Zur sogenannten „Hygiene“ rund um die Vulvina

Die sogenannte „Hygiene“ kann, wie eingangs kurz erwähnt, einen Anteil an wiederkehrenden Vaginosen haben. Falls beim Waschen Seife an die Schleimhäute kommt, also auch an die inneren Vulvalippen, kann das zu Problemen führen – das müssen nicht gleich Pilze oder Vaginosen sein, aber es kann die Flora stören. Auch wenn du das Gefühl hast, deine Vulvina riecht: Bitte benutze unter keinen Umständen Parfüm oder Sprays, die den Geruch scheinbar verhindern, aber eigentlich nur überdecken. Der Bereich zwischen den äußeren Vulvalippen kann einfach mit klarem Wasser gewaschen werden und wird auch dann sauber. Mehr dazu kannst du in diesem Artikel lesen: Die Vulvina braucht nur Wasser!

Und zum Abschluss noch eine gute Nachricht: Bei Vaginosen müssen die Partner*innen nicht mit behandelt werden.

Im nächsten Teil dieser Reihe zur Ersten Hilfe für die Vulvina wird es um Blasenentzündungen gehen.

*Hinweis: Dieser Artikel nutzt eine vereinfachte Art, über die Flora der Vulvina zu schreiben. Es gibt aber viele Hinweise, dass das Mikrobiom der Vulvina ähnlich komplex ist wie das des Darms und damit vielfältigere Bakterien enthält, als es hier vereinfacht mit „guten“ und „schlechten“ Bakterien dargestellt wird!

Nina Hanefeld
Nina Hanefeld ist Autorin und Beraterin. Seit bald 15 Jahren berät sie mit Freude und Einfühlungsvermögen zu Menstruation, Verhütung und Gesundheit. Die Vermittlung von unterstützendem Wissen ist ihr eine Herzensangelegenheit.
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