Teil 2: Erkennungszeichen guter Gynäkolog*innen

Die folgenden Kriterien sind sehr ausführlich formuliert. Ich bezweifle, dass es viele Gyns gibt, die alle diese Kriterien erfüllen. Das müssen sie aber auch nicht, denn viel wichtiger ist, dass du selbst weißt, welche Kriterien dir persönlich wichtig sind und an welchen Stellen du zu Kompromissen bereit bist.
Inhaltsverzeichnis

Vorweg: Die folgenden Kriterien sind sehr ausführlich formuliert. Ich bezweifle, dass es viele Gyns gibt, die alle diese Kriterien erfüllen. Das müssen sie aber auch nicht, denn viel wichtiger ist, dass du selbst weißt, welche Kriterien dir persönlich wichtig sind und an welchen Stellen du zu Kompromissen bereit bist. Vor allem, wenn du weißt, wie fehlende Kompetenzen ausgeglichen werden können, kannst du in der Auswahl danach gehen, was zu deiner persönlichen Situation passt. Am Ende ist das wichtigste Kriterium, dass du mit der Person an sich gut auskommst und dich bei der Untersuchung gut aufgehoben und sicher fühlst. Was dir wichtig ist, kann sich auch ändern!

Wie sich Gynäkologinnen in einer idealen Welt verhalten

Zuerst gibt es ein Gespräch, bei dem man angezogen ist und auf einem normalen Stuhl sitzt. Die Gyns nehmen deine Fragen und Bedürfnisse in Bezug auf die Untersuchung ernst. Sie sind einfühlsam und erklären vorher, was sie bei der Untersuchung machen werden. Die Untersuchungen werden vorsichtig vorgenommen und sind, soweit es möglich ist, schmerzfrei. Wenn eine bestimmte Handlung nicht schmerzfrei möglich ist, dann kommunizieren sie das entsprechend. Wenn du empfindlich bist und dir etwas wehtut, werden die Handlungen entsprechend angepasst. Es wird z. B. angeboten, das Spekulum selbst einzuführen. Eventuell ist das Spekulum sogar angewärmt. Informationen werden passend zur individuellen Situation gegeben.

Was Gynäkologinnen in einer idealen Welt wissen

Sie kennen sich mit dem natürlichen Zyklus aus. Dazu gehört, dass sie wissen, dass der Eisprung nicht am 14. Zyklustag ist und man nicht krank ist, wenn der Zyklus länger als 28 Tage dauert. Sie kennen verschiedene Hilfsmittel bei Menstruationsschmerzen und empfehlen nicht direkt die Pille. Sie nehmen Menstruationsschmerzen ernst und erkennen Endometriose. Wenn sie sich mit diesem Thema nicht auskennen, überweisen sie an eine/n spezialisierte/n Fachärzt:in.

Anmerkung zu Endometriose: Eine Diagnose ist nur mithilfe eines sehr guten MRT möglich oder durch eine sehr gut in der Untersuchung mit Ultraschall geschulte Person. Ganz sicher kann nur im Rahmen einer Operation darüber Auskunft gegeben werden, ob und wo Endometriose vorliegt oder nicht. Gegebenenfalls wird diese Operation zusammen mit Spiegelungen von Blase, Darm und / oder Gebärmutter vorgenommen.

Sie informieren umfassend über Nebenwirkungen aller hormoneller Verhütungsmethoden und beschönigen diese nicht. Sie wissen, welche Auswirkungen verschiedene Generationen der Pille auf den Körper haben und verschreiben nicht blind Pillen der neuesten Generation. (Informationen zu den unterschiedlichen Generationen von Pillen findest du zum Beispiel hier.)

Sie kennen natürliche Verhütungsmethoden und wissen, dass natürliche Verhütung (korrekt angewendet) genauso sicher ist wie die Pille.

Besonderes Plus Nummer 1: Sie kennen sich mit Methoden der Zyklusbeobachtung aus und wissen, wie diese zur sicheren Verhütung oder bei einem Kinderwunsch eingesetzt werden. Dadurch, dass NFP noch immer so unbekannt ist, füge ich Wissen zu dieser Methode tatsächlich als besonderes Plus ein. Gyns können gut sein und nicht über NFP Bescheid wissen. Sie können die Methode empfehlen, ohne sich damit genau auszukennen. Und man kann ihnen helfen, mehr darüber zu lernen, indem man ihnen – wenn sie das wollen – Temperaturkurven und Regeln anhand des eigenen Zyklus erklärt.

Besonderes Plus Nummer 2: Sie können ein Diaphragma richtig anpassen. (Blog-Artikel zum Thema Diaphragma: hier) Auch diese Fähigkeit ist so selten, dass sie als besonderes Plus angesehen werden sollte. Wichtig ist, sich vorher zu informieren, wie die Anpassung eines Diaphragmas idealerweise abläuft. Denn nur ein richtig angepasstes Diaphragma ist ein sicheres Verhütungsmittel.

Der ultimative Gynäkolog*innen-Test

Statt direkt Taten sprechen zu lassen, empfehle ich, Gyns zu „testen”, indem du beim ersten Gespräch gezielt Fragen stellst. Anhand der Antworten kannst du relativ gut einschätzen, wie kompetent sie sind. Leider wirst du erst bei der Untersuchung selbst herausfinden, ob diese so ist, wie du sie dir wünschst. Vorab kannst du aber deutlich mitteilen, wenn du bereits schlechte Erfahrungen gemacht hast und was du dir für die Untersuchung wünschst. Falls diese Sorgen nicht ernst genommen werden, kann der Besuch jederzeit beendet werden! Wenn du weißt, dass es dir schwerfällt, so etwas zu kommunizieren, kann eine Begleitperson zur Unterstützung sehr hilfreich sein.

Mögliche Fragen an neue Gynäkologinnen

  • Welche Verhütungsmethode empfehlen Sie für Menschen, die ohne Hormone verhüten wollen?
  • Welche Tipps geben Sie bei sehr starken Menstruationsschmerzen?
  • Was ist Ihre Meinung zum Diaphragma?
  • Wie sicher finden Sie NFP / Zyklusbeobachtung zur Verhütung?
  • Welche Behandlung empfehlen Sie bei chronischen Vaginosen, Pilzen oder Blasenentzündungen?
  • Und: Eigene Fragen auf Grundlage dessen, was dir persönlich wichtig ist!

Im dritten und letzten Teil dieser Reihe wenden wir uns einigen häufigen Fragen rund um den Gyn-Besuch zu …

Nina Hanefeld
Nina Hanefeld ist Autorin und Beraterin. Seit bald 15 Jahren berät sie mit Freude und Einfühlungsvermögen zu Menstruation, Verhütung und Gesundheit. Die Vermittlung von unterstützendem Wissen ist ihr eine Herzensangelegenheit.
Beitrag teilen

Hinterlasse ein Kommentar

Mit Absenden dieses Kommentars erklärst Du dich mit der Verarbeitung gemäß unseren Datenschutzbedingungen einverstanden.