Erste Hilfe für die Vulvina: Teil 1 – Pilzinfektionen

Zum Glück gibt es vielzählige Möglichkeiten zur eigenverantwortlichen Linderung. Entweder, um Beschwerden selbst zu behandeln, oder aber zumindest um die Zeit bis zum Termin zu überbrücken. Und deswegen gibt es hiermit den ersten Teil der neuen Reihe zur Ersten Hilfe für die Vulvina! Dieser Teil der Reihe gibt Tipps zu Candida-Infektionen.
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Vor kurzem wies eine Kulmine-Kundin in den Kommentaren eines anderen Blogbeitrages darauf hin, wie schwierig es im Moment ist, einen Termin bei Gynäkolog*innen bekommen. Nachdem eine Zeitlang nur Notfälle und Schwangere Termine bekamen, werden nun zum Teil weniger Termine vergeben, damit die Wartezimmer nicht so voll sind. Aber auch Beschwerden, die als weniger dringend gelten und deren Behandlung ein paar Tage warten kann, können quälend sein.

Zum Glück gibt es vielzählige Möglichkeiten zur selbstständigen und eigenverantwortlichen Linderung. Entweder, um Beschwerden komplett selbst zu behandeln, oder aber zumindest um die Zeit bis zum Termin zu überbrücken. Und deswegen gibt es hiermit den ersten Teil der neuen Blogreihe zur Ersten Hilfe für die Vulvina! Dieser erste Teil der Reihe gibt Tipps zu Candida-Infektionen – das, was gerne auch „Scheidenpilz“ genannt wird. Einige dieser Tipps sind auch hilfreich, wenn man unspezifisches Jucken hat, das sich einer eindeutigen Diagnose entzieht. In Teil 2 wird es um Vaginosen gehen und in Teil 3 um Blasenentzündungen. Habt ihr weitere Wünsche? Nennt sie gerne in den Kommentaren! Je nach Thema kann es aber sein, dass ich dazu keinen Text schreiben kann.

Haftungsausschluss: Die Tipps dieser Reihe sprechen keine Behandlungsempfehlung aus. Bitte nutze alle Hinweise verantwortlich. Wenn deine Beschwerden nicht besser werden, ist es sinnvoll, sie mit deiner Ärztin oder deinem Arzt abzuklären.

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Was ist eine Candida-Infektion / Pilzinfektion?

Die Flora der Vulvina ist ein komplexes System, in dem sich Milchsäurebakterien (Döderlein) und Hautbakterien tummeln – und oft ist auch ein Hefepilz namens Candida albicans Teil der Flora. (Es gibt noch andere Candida-Arten, aber die sind nicht so häufig.) Solange die guten Döderleins in der Überzahl sind, ist es gar kein Problem, diese Hefepilze zu haben. Schaffen die Hefepilze es aber, sich übermäßig zu vermehren, kommt es zu einer Pilzinfektion – beziehungsweise einer Entzündung der Vulvina. 

Eine Candida-Infektion zu bekommen, hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun – und meistens kann man gar nichts dafür und hat sich auch nicht unbedingt irgendwo „angesteckt“. Sehr wahrscheinlich waren die Pilze schon Teil deiner Flora und haben es durch irgendeinen Grund geschafft, sich übermäßig zu vermehren. Ziel muss jetzt sein, die Pilzinfektion zum einen zu behandeln und zum anderen die Flora zu stärken, damit das Gleichgewicht wiederhergestellt wird und die Hefepilze nach der Behandlung nicht wieder überhand nehmen.

Symptome von Pilzinfektionen

Das Hauptsymptom von Vulvina-Pilzen ist ein Juckreiz, der je nach Grad der Pilzinfektion quälend schlimm werden kann. Es kommt außerdem oft (aber nicht immer) zu krümeligem weißem Ausfluss. Manchmal sieht er auch wie kleine „Fetzen“ aus. Bei sehr starken Pilzinfektionen kann auch die gesamte Vulva schmerzen oder geschwollen sein. Manchmal brennt oder schmerzt es beim Pinkeln, aber mehr durch die gereizte Haut und nicht wie bei einer Blasenentzündung durch Probleme in der Harnröhre. Es gibt bei einer Pilzinfektion keinen unangenehmen Geruch. Falls du unangenehmen Geruch bemerkst, deutet das eher auf eine Vaginose hin.

Erkennen einer Pilzinfektion

Wer zum ersten Mal Pilzsymptome hat, sollte wenn möglich zur / zur Frauenärztin* gehen, um das bestätigen zu lassen. Manchmal lassen sich Vaginosen und Pilzinfektionen nicht so gut auseinander halten, vor allem wenn man (zum Glück) noch nicht so viel Erfahrungen mit den beiden Infekten hat. Aber falls du durch die momentane Situation die Diagnose allein durchführen musst, überprüfe, ob und welche der oben beschriebenen Symptome du hast. 

Wenn du dir durch Erfahrung sicher bist, dass du eine Pilzinfektion hast, brauchst du (in eigener Verantwortung und mit dem Wissen, wie du damit umgehst!) nicht zur Gynäkologin* zu gehen – der / die wird auch nur das aufschreiben, was du sowieso selbst kaufen musst. Denn leider werden Anti-Pilz-Medikamente nicht von der Krankenkasse übernommen. Eine interessante Möglichkeit könnten Selbsttests sein. Als ich früher regelmäßig Pilzinfektionen hatte, gab es diese Tests noch nicht. Ich konnte sie deswegen noch nie selbst testen. Ich kann mir aber vorstellen, dass das eine wertvolle Unterstützung sein kann: shop-apotheke.com.

Hilfe gegen das akute Jucken

Das Unangenehmste an Pilzen ist der oft kaum zu ertragende Juckreiz. Neben der tatsächlichen Candida-Behandlung (die ja auch etwas Zeit braucht, um zu wirken), kann es deswegen hilfreich sein, einen Umgang mit dem Jucken zu finden. Eine Möglichkeit ist es, durch Kühlung Linderung zu bringen. Dazu können Stoffbinden oder ein Tuch nass gemacht werden und auf die Vulva gelegt beziehungsweise gedrückt werden. Leichter Druck kann den Juckreiz erträglicher machen. Beim Pinkeln kannst du Wasser über die Vulva laufen lassen, damit es weniger wehtut.

Unter allen Umständen solltest du verhindern, die sowieso schon empfindliche und nun noch entzündete Schleimhaut zu kratzen.

Vaginale Duschen sind eigentlich nicht nötig und sollten höchstens sehr sparsam verwendet werden. Es kann aber angenehm sein, den Pilzschleim raus zu spülen, falls du davon sehr viel hast. WENN du eine Vagina-Dusche benutzen willst, dann zum Beispiel eine von der Firma Multi Gyn (multi-gyn.de) zusammen mit den Milchsäure-Brausetabletten. Achtung: Die Flasche muss nach der Benutzung sehr gründlich sauber gemacht werden. Genauso sind auch Sitzbäder zwar lindernd, schaffen es aber nicht, den Pilz tatsächlich zum Verschwinden zu bringen.

Hausmittel bei Pilzinfektionen

Ein besonders mildes Hausmittel ist Kokosöl, das auf die Haut der Vulva aufgetragen wird. Es kann schon bei sehr leichten Symptomen einer Pilzinfektion genutzt werden und verhindert dann vielleicht Schlimmeres. Es wirkt nicht bei starken Pilzinfektionen, kann aber eventuell etwas Linderung bringen und die angegriffene Schleimhaut pflegen.

Frischer Naturjoghurt ist ein oft gegebener Tipp zur natürlichen Candida-Behandlung, allerdings sollte der Joghurt besser nicht mit Tampons eingeführt werden. Stattdessen kann man ihn mit einem Applikator oder mit einem Finger direkt in die Vagina geben. Er wirkt kühlend und unterstützt die Flora durch die im Joghurt existierenden Milchsäurebakterien. Er sollte wirklich sehr frisch sein und unter keinen Umständen sollte gezuckerter Joghurt oder Fruchtjoghurt genutzt werden.

Knoblauch wird ebenfalls häufig als Hausmittel gegen Pilzinfektionen empfohlen. Allerdings sollte er nur genutzt werden, wenn wirklich gar nichts anderes verfügbar ist. Die trockene Schale wird dafür abgenommen. Aachte darauf, dass die Haut der einzelnen Zehe selbst nicht angeritzt ist, weil die Wirkung dann zu stark ist. Er sollte nicht zu lange getragen werden und darf nicht in der Vagina vergessen werden.

Teebaumöl ist für Schleimhäute (auch verdünnt) eher nicht zu empfehlen, da es (auch dann) recht aggressiv ist.

Unterstützung für die Flora

Es gibt eine Reihe von sanft wirkenden Gelen, die vor allem unterstützend wirken. Sie können leichte Beschwerden lindern und bei rechtzeitigem Einsatz eventuell einen größeren Ausbruch einer Pilzinfektion verhindern. Teilweise wirken sie auch, wenn die Pilzinfektion schon da ist – das kommt immer auf den Grad der Beschwerden an. Gut an diesen Mitteln ist, dass man sie ohne Probleme auch bei leichten Beschwerden nutzen kann und je nach Mittel auch über einen längeren Zeitraum einsetzen kann.

Multi-Gyn ActiGel (multi-gyn.de) ist ein pflegendes Gel, das lindert und die Flora unterstützt. Beim Auftragen kann es brennen, vor allem, wenn die Schleimhaut angegriffen ist. (Ganz selten hört das Brennen nicht nach kurzer Zeit auf, dann solltest du das Gel abwaschen.) Dieses Gel kann auch über einen längeren Zeitraum genutzt werden.

Multi-Gyn FloraPlus (multi-gyn.de) ist ein stärker wirkendes Gel der gleichen Marke, das eigentlich zum Aufbau der Vulvina-Flora gedacht ist, aber auch gut bei Hefepilz-Beschwerden helfen kann.

Majorana-Vaginalgel von Wala (walaarzneimittel.de) ist ein Gel, das sowohl bei Pilzen als auch bei Vaginosen wirkt. Es sollte nicht länger als circa zwei Wochen am Stück genutzt werden. Je nach Beschwerden kann es aber auch kürzer verwendet werden. Auch dieses Gel sollte zuerst vorsichtig getestet werden, ob man die Inhaltsstoffe gut verträgt. Auch hier kann es nach dem Auftragen kurz zu einem brennenden Gefühl kommen, das normalerweise schnell abklingt.

In der Apotheke gibt es Döderlein-Bakterien oder Milchsäure-Präparate. Sie können nicht die Pilzinfektion an sich behandeln, unterstützen aber die Flora der Vagina im Anschluss an eine andere Maßnahmen und wenn die Symptome schon zurückgehen.

Antimykotika (Anti-Pilz-Medikamente)

Wenn du den Hefepilz mit den unterstützenden und vorher genannten Mitteln nicht in den Griff bekommst, können nicht verschreibungspflichtige pilztötende oder pilzhemmende Medikamente aus der Apotheke zum Einsatz kommen. Diese gibt es in verschiedenen Anwendungsformen: Als Zäpfchen, Cremes oder Tabletten für die Vagina. Die Wirkstoffe dieser Medikamente werden für mehrere Tage in die Vagina und auf die Schleimhäute aufgetragen. Danach ist der Pilz (hoffentlich) weg. Meistens werden sie vor dem Schlafengehen aufgetragen und können so während der Nacht wirken. Sie können nicht während der Menstruation verwendet werden, weil dabei die Wirkstoffe wieder ausgespült werden.

Wenn die Beschwerden nach der Behandlung bestehen bleiben, muss das nicht heißen, dass der Pilz noch da ist. Manchmal führen die Nachwirkungen der Medikamente zu ähnlichen Symptomen wie die Pilzinfektion vorher, denn die Medikamente können die Schleimhäute deiner Vulvina reizen. Hilfreich ist es dann, die Flora mit pflegenden und aufbauenden Mitteln wie den Multi-Gyn-Gelen oder Döderlein-Bakterien (auch in Kombination) zu unterstützen. Bei der Auswahl dieser Mittel kannst du dich in der Apotheke beraten lassen.

Achtung! Wenn du eine Vaginose hast und sie mit dieser Art von Pilzmedikamenten behandelst, wirst du sehr wahrscheinlich Schmerzen bekommen! Eine Vaginose unterscheidet sich vor allem durch den sehr starken und unangenehmen Geruch von einer Pilzinfektion.

Weitere Unterstützung während der Behandlung

Die folgenden Tipps sind für sich gesehen nicht ausreichend zur Behandlung von Pilzinfektionen. Sie können aber unterstützend wirken und je nach Beschwerden hilfreich sein. Außerdem können sie das gute Gefühl geben, alles zu tun, um nicht zu bald wieder einen Hefepilz zu haben. Diese Maßnahmen kannst du auch eine Zeit lang nach der Candida-Infektion beibehalten:

  • Nach dem Duschen (kurz, damit nicht zu austrocknend) die Vulvina trocken föhnen.
  • Zum Abtrocknen immer ein neues Handtuch nehmen. (Höchstwahrscheinlich ist das nicht nötig und bei wiederkehrenden Pilzinfektionen wichtiger, die tiefer liegende Ursache zu finden und zu behandeln.)
  • Unterhosen bei 60 °C waschen oder heiß bügeln, um Pilzsporen abzutöten.
  • Recyceltes Toilettenpapier ersetzen durch chlorfrei gebleichtes weißes Papier (oder Toilettentüchlein aus Stoff). Denn: Pilzsymptome sind nicht immer automatisch eine Pilzinfektion – manchmal verträgt man ein Toilettenpapier einfach nicht.
  • Weniger oder gar nicht die Vulva rasieren (die Seife oder der Rasierschaum kann die Flora aus dem Gleichgewicht bringen und manchmal kann auch die mechanische Reizung durch den Rasierer Beschwerden verursachen).
  • Keine Seife an der Vulvina nutzen, keine Parfüms und keine Sprays.
  • Enge, einschneidende Hosen vermeiden.
  • Unterhosen aus Baumwolle tragen.
  • Wenig oder keinen Zucker essen, weil Hefepilze sich von Zucker ernähren.

Mögliche Ursachen für Pilzinfektionen

  • Antibiotika-Einnahme
  • übertriebene Reinigung mit Seife, Nutzung von Sprays oder Parfüm
  • Reaktion auf nicht zu den eigenen Bedürfnissen passende Menstruationsprodukte
  • Vitamin-D-Mangel
  • Probleme mit der Schilddrüse
  • hormonelle Verhütung
  • unerkannte Chlamydieninfektion
  • Hormonveränderungen (Schwangerschaft, Wechseljahre, Menstruation)
  • Diabetes
  • Stress

Deswegen kann es bei wiederkehrenden Pilzinfektionen interessant sein, folgende Maßnahmen zu ergreifen:

  • Flora der Vulvina gut aufbauen
  • Vitamin D testen lassen und bei Bedarf substituieren
  • Schilddrüse von kompetenter Ärztin / Arzt testen lassen
  • hormonelle Verhütung absetzen
  • Menstruationsprodukt wechseln
  • Vulvina nur noch mit Wasser waschen
  • Chlamydientest durchführen

Wenn du anfällig für Hefepilze oder Vaginosen bist, ist es sinnvoll, das bevorzugte Mittel immer zuhause vorrätig zu haben. So kannst du die Pilzinfektion direkt behandeln, wenn die Beschwerden auftreten.

Ping-Pong-Effekt

Mit dem Ping-Pong-Effekt meint man, dass sich Paare gegenseitig immer wieder mit einem Hefepilz anstecken. Zur Sicherheit sollten sich Partner:innen immer mit behandeln, um diesen Effekt zu verhindern.

Was hat geholfen?

Damit du herausfinden kannst, was dir tatsächlich hilft oder die Pilzinfektionen bei dir auslöst, solltest du nicht zu viele Mittel oder größere Maßnahmen auf einmal umsetzen.


Mehr Informationen zur Vulvina-Flora findest du hier bei uns im Blog: Klick

Nina Hanefeld
Nina Hanefeld ist Autorin und Beraterin. Seit bald 15 Jahren berät sie mit Freude und Einfühlungsvermögen zu Menstruation, Verhütung und Gesundheit. Die Vermittlung von unterstützendem Wissen ist ihr eine Herzensangelegenheit.
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