Ein Interview mit Ingeborg Stadelmann – Autorin von „Die Hebammen Sprechstunde“

Ingeborg Stadelmann – Hebamme, Autorin und Unternehmerin – und Petra Sood – Geschäftsführerin von Kulmine – sind sich nie persönlich…
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Ingeborg Stadelmann – Hebamme, Autorin und Unternehmerin – und Petra Sood – Geschäftsführerin von Kulmine – sind sich nie persönlich begegnet, haben aber viele gemeinsame Hintergründe … und sind oft auf ähnlichen Pfaden unterwegs. Ingeborg Stadelmann lernte auf einem Kongress die Produkte von Kulmine – damals DIE VIVAS – an einem Infostand kennen und war 1994, also gerade ein Jahr nach der Gründung von Kulmine, die Erste, die in einem Buch über Kulmine schrieb.

Und zwar in ihrem Bestseller „Die Hebammen-Sprechstunde“: „Es bewähren sich übrigens auch Binden aus reiner ungebleichter Naturfaser wie Baumwolle und Seide der Firma Kulmine. Solche Binden werden nach Gebrauch in der Waschmaschine gewaschen, aber Wäsche fällt im Wochenbett ohnehin ständig an. Binden aus Naturtextilien empfehle ich gerne auch Frauen außerhalb des Wochenbetts, die unter chronischen Scheideninfektionen leiden.“1

Seit vielen Jahren empfiehlt und vertreibt Ingeborg Stadelmann natürliche Produkte nach ihrer Philosophie, dass Gesundheit beim Wohlbefinden beginnt und dies auch über die Berührung der Haut erfahren wird. Im Sortiment von Stadelmann Natur, ihrem Ladengeschäft und Onlineshop, präsentiert sie auch die Produkte von Kulmine. Wir freuen uns, sie zu unseren treuesten Kundinnen zu zählen!

2019 schickte Nina Hanefeld – freie Mitarbeiterin bei Kulmine – ihr Manuskript für ein Aufklärungsbuch zur ersten Menstruation, das in Zusammenarbeit mit Mela Kühnlein entstand, an fünf Verlage. Und: der Stadelmann Verlag sagte Ja! Im Oktober 2020 ist es nun so weit und das Werk mit dem Titel: „Lin und das Geheimnis des Zyklus“ ist bei Kulmine, beim Stadelmann Verlag und im Buchhandel erhältlich.
Aus diesem Anlass hat und Ingeborg Stadelmann ein paar Fragen beantwortet.

Ist Ihnen noch in Erinnerung, wie Sie damals Kulmine kennenlernten und was Ihre ersten Gedanken zu den Stoffbinden waren?
Ja, sehr gut! Es war einfach die umweltfreundliche und hautverträgliche Methode, die ich selbst dann bis zu meiner letzten Monatsblutung gepflegt habe. Es waren die Jahre des ersten Aufbruchs zu mehr Ökologie und einer gesunden Umwelt. Wir dürfen uns wohl zu den Pionierinnen zählen.

Was überzeugte Sie an den Stoffbinden?
Sie sind ökologisch, hautfreundlich, frei von Duftstoffen, chlorierten Verbindungen und immer griffbereit – kein Aufschrei mehr: „Oje, keine Binden mehr im Haus, schnell einkaufen gehen“. Meine Mutter freute sich, sie erzählte, dass sie genauso erzogen wurde und es ebenfalls so gepflegt hatte. Nur ein bissel geheimnisvoller, denn sie hatte keinen so schönen „Mondtopf“2 wie ich im Bad stehen. Leider ist dieser ja wohl aus der Mode gekommen – oder?

Nutzen Sie selbst Kulmine Stoffbinden?
Nein, über die fruchtbaren Jahre bin ich längst hinaus, aber ich habe sie, wie eingangs erwähnt, jahrelang genutzt. Ich fand es immer echt cool, mit meiner Wildseidentasche unterm Arm – die ich immer noch besitze – auf die Toilette zu gehen, ohne Handtasche, sondern einfach so. Das würde heute wohl keine Frau mit einem durchsichtigen Plastikbeutel tun, in dem Einmal-Damenbinden sind.

Welchen Frauen raten Sie besonders zu Stoffbinden und Slipeinlagen?
Allen, die es hören wollen! Hebammen, Ärzt:innen und Apotheker:innen hören alle in meinen Seminaren davon. Bei Vorträgen, wenn es passt, erwähne ich sie ebenfalls – auch wenn das in der Öffentlichkeit noch immer fragende Gesichter auslöst: „Stoff?“ Ich hoffe, das Bewusstsein wächst wieder. Denn Stoffslipeinlagen und -binden tragen meiner Erfahrung nach wesentlich zur vaginalen Gesundheit bei. Und das Argument „Aber die viele zusätzliche Wäsche?“ lasse ich nicht gelten, denn die Waschmaschinen laufen so oder so, da kommt es auf die paar Stoffbinden nicht an.

Worauf ist bei einer Binde fürs Wochenbett zu achten? Inwiefern und für welche Frauen sind auch hier Stoffbinden praktisch?
Sie müssen groß genug sein. Sie eignen sich für alle Frauen! Auch hier trifft das Gegenargument „Aber die Wäsche!“ nicht zu. Wird dann das Baby noch mit Stoffwindeln gewickelt, dann eh nicht – da haben die Binden easy auch noch Platz.

Welche weiteren, wohltuenden Hilfsmittel können Sie Frauen im Wochenbett ans Herz legen?
Oh, das wäre nun eine ganze Palette! Da bin ich so frei und empfehle lieber mein Buch.

Gibt es bei dem Thema nachhaltige Menstruationsprodukte noch etwas, das Ihnen besonders wichtig ist?
Ich möchte besonders die Frauen darauf hinzuweisen, dass sie, wenn sie Tampons nutzen, dies wirklich nur an den Tagen mit starker Blutung zu tun, denn ansonsten führt es zu einer Reizung und „Austrocknung“ der Schleimhäute. Frauen mit wiederkehrenden Infektionen lege ich ans Herz, für eine gesunde, natürliche und parfümfreie Damenhygiene zu sorgen. Dazu gehört auch das Tragen von Seidenunterwäsche. Als Frau darf uns für die Gesundheit nichts zu teuer sein. So manche modische Kleidung kostet weitaus mehr und trägt nicht zur Gesundheit bei, im Gegenteil. Es bedarf wirklich eines Umdenkens, worum es im Leben tatsächlich geht. Für mich eindeutig um die Gesundheit und darum, sich in der eigenen Haut rundherum wohlzufühlen, auch „untern herum“, wie wir in Bayern sagen.

Wie kam es dazu, dass Sie 1994 Ihren eigenen Verlag gründeten?
Ich hatte keinen Verlag gefunden, der mich verstand. Alle wollten ein dünnes Bilderbuch machen, am liebsten drei Bände. Einen für die Schwangerschaft, einen zur Geburt und einen zum Wochenbett. Das musste ich natürlich ablehnen, denn diese Lebensabschnitte lassen sich nicht dreiteilen. Zudem ist keine Frau und keine Schwangerschaft und kein Baby duplizierbar – also nicht als Foto geeignet. Das ist alles sehr individuell, vom Aussehen bis zum Empfinden.

Mit welchem Ziel gründeten Sie Stadelmann Natur? Eröffneten Ladengeschäft und Online-Shop gleichzeitig? Wer gehört zu dem Familienunternehmen?
Eine Allgäuerin hatte vor vielen Jahren auf meine Anregung hin einen Mutter-Kind-Naturtextilienladen eröffnet. Wir Hebammen im „Erdenlicht“ – so heißt unsere Hebammenpraxis mit Geburtshaus – wollten nicht auch noch Stoffwindeln, Schaffelle etc. verkaufen. Nach einiger Zeit kam sie wieder auf mich zu und erzählte, dass sie eigentlich nun einen Online-Shop eröffnen müsste, das aber nicht ihr Ziel sei und bat mich deshalb, ihre Adresse aus meinem Buch zu entfernen. Zudem wollte sie sich anderen Aufgaben widmen. Ihren Laden gibt es aber noch bis heute.
Meine Tochter und meine Schwiegertöchter samt ihren Männern waren sich dann schnell einig: Das machen wir jetzt selber. Alle waren mitten in der Familiengründung und somit dem Thema sehr nahe, zudem sind meine Kinder mit Naturtextilien groß geworden und mussten sich nicht neu informieren oder orientieren, sondern „nur“ einen Unternehmergeist entwickeln – was ihnen meiner Einschätzung nach bereits gelungen ist, wenngleich es schwierig ist, sich im Haifischbecken der Textiler zu bewegen und vor allem zu behaupten. Aber das Leben ist nun mal eine Herausforderung.

In Zusammenarbeit mit der Bahnhof-Apotheke in Kempten entstanden eine ganze Reihe von Aroma-Produkten, darunter auch einige für den Zyklus und die Menstruation – wie kam es dazu?
Ganz einfach: Die Hebamme weiß, wie Kinder entstehen und dass Frauen menstruieren. Dieses monatliche Procedere sollte für Frauen ein gutes und annehmbares sein. Da können die Wirkstoffe der ätherischen Öle ebenso hilfreich eingesetzt werden wie beim Mutterwerden. Selbstpflege ist der Beginn des sich Akzeptierens. Berührung aktiviert immer das zentrale Nervensystem und somit wird durch eine Einreibung mancher monatliche Schmerz erträglicher und vielleicht auch ein unregelmäßiger Zyklus regelmäßiger.

Möchten Sie uns Ihr Lieblings-Aroma-Produkt vorstellen?
Eines? Das geht nicht. Es sind viele. Ich benutze einige täglich, zur Körperhygiene, Gesichts- und Hautpflege. In meinem Bad finden Sie keine anderen Pflegeprodukte, ausgenommen von der Zahnpasta und dem Klopapier. Ohne meine Intimpflegeprodukte und ein Hydrolat könnte ich wirklich nicht auf Reisen gehen – wirklich!

Bitte schildern Sie uns, wie Nina Hanefelds Buch „Lin und das Geheimnis des Zyklus“ Ihr Verlagsprogramm ergänzt und welchem Leser*innenkreis Sie es empfehlen!
Der Verlag ist inzwischen in den Händen meines Sohnes. Dennoch werde ich die „Lin“ mit zu meinen Vortragsreisen und Seminaren nehmen und es allen Müttern, Vätern und Großeltern, den Mediziner:innen wie den Apotheker:innen und dem Gesundheitspersonal ans Herz legen.
Ich wünsche uns allen viel Erfolg, mit dem großartig durchdachten und illustrierten Buch. Ich bin stolz, dass es uns verbindet – und den Norden mit dem Süden Deutschlands, schließlich halten die Pole die Erde stabil.

Herzlichen Dank für Ihre Zeit und dieses Interview!

  1. Ingeborg Stadelmann: Die Hebammen-Sprechstunde, 1994, S. 416
  2. Von Kulmine entwickelter Tontopf mit Mondsichel auf dem Deckel zur Aufbewahrung der Stoffbinden, den wir leider nicht mehr im Sortiment haben.
Petra Sood
Petra Sood ist nicht nur die Seele von Kulmine, sondern auch ihre Gründerin. Sie führt das Unternehmen bis heute mit Haltung, Herz und Verstand. Nachhaltiges Leben ist für sie gelebte Selbstverständlichkeit - genauso selbstverständlich wie ihr gradliniger und inklusiver Feminismus.
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2 Kommentare

Beatrice Schönenberger 29. Oktober 2020 - 20:18

Hallo, das Interview hat mich sehr berührt! Das Buch Die Hebammen Sprechstunde hat mich tief geprägt und mich intensivst bei meinen beiden Schwangerschaften, Geburten und laaangen Stillzeiten begleitet. Ich bin Frau Städelmann sehr dankbar um dieses Buch ohne das ich es niemals geschafft hätte mich gegen viele andere Stimmen zu behaupten. Meinen Kindern hat es geholfen einen wunderbaren Start ins Leben zu finden. Es fühlt sich einfach rund und richtig an! Danke!

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Gerit Sonntag 31. Oktober 2020 - 10:33

Auch ich danke Ingeborg Stadelmann, dass es ihr Buch gibt und dass sie nicht müde wird, Vorträge zu halten.

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