Warum Zykluswissen wichtig für dich ist

Einerseits steckt in deinem Zyklus eine große Chance! Dieser Artikel verrät dir, warum es so wertvoll für dich sein kann, deinen Zyklus besser verstehen zu lernen. Dahinter steckt nämlich so viel mehr als ein paar Tage gereizte Laune und eine gelegentliche Blutung – und je besser du dich mit deinem Zyklus auskennst, umso leichter fällt es dir, die unterschiedlichen Phasen anzunehmen und zu nutzen.
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Empfindest du deinen Zyklus gelegentlich als Herausforderung oder Belastung? Vielleicht fühlst du dich deinen Hormonen hilflos ausgeliefert oder weißt eigentlich gar nicht so genau, was da in deinem Körper passiert? Dann geht es dir wahrscheinlich wie den meisten Frauen* von Zeit zu Zeit: Denn die natürlichen hormonellen Schwankungen im Zyklusverlauf sorgen zwar einerseits dafür, dass du fruchtbar bist und schwanger werden könntest. Andererseits beeinflussen sie aber auch deine Stimmung, dein Energielevel, deine Libido und sogar deinen Schlaf. Du spürst die Auswirkungen der hormonellen Vorgänge in deinem Körper also ganz konkret in deinem Alltag: Du fühlst dich nicht in jeder Zyklusphase gleich wohl in deinem Körper und hast unterschiedliche Stärken und Schwächen, je nachdem, in welcher Phase du dich gerade befindest. 

Diese zyklischen Veränderungen können anstrengend sein. Auf der anderen Seite steckt darin aber auch eine große Chance! Dieser Artikel verrät dir, warum es so wertvoll für dich sein kann, deinen Zyklus besser verstehen zu lernen. Dahinter steckt nämlich so viel mehr als ein paar Tage gereizte Laune und eine gelegentliche Blutung – und je besser du dich mit deinem Zyklus auskennst, umso leichter fällt es dir, die unterschiedlichen Phasen anzunehmen und zu nutzen.  

Wir sind zyklisch

Wusstest du, dass Monat für Monat ein wahres Wunder in deinem Körper passiert? Damit du nämlich einen Eisprung haben kannst und fruchtbar bist, müssen unzählige, fein aufeinander abgestimmte Prozesse in deinem Körper ablaufen. Ganz grob kannst du dir vorstellen, dass dein Zyklus ähnlich wie die Jahreszeiten verläuft: Genau wie sich Frühling, Sommer, Herbst und Winter abwechseln, verläuft auch dein Zyklus nach einem immer gleichen Grundmuster. Auf die Menstruation folgen erst die Eireifungsphase, dann der Eisprung, die Lutealphase und schließlich wieder die Menstruation. Genau wie die Natur halten sich deine Zyklusphasen aber nicht an ein festgelegtes Datum im Kalender. Bei viel Stress, Krankheit, schlechter Ernährung, zu wenig Schlaf oder anderen Einflussfaktoren kann sich dein Eisprung verschieben und dein Zyklus verlängern. Deswegen nutzt es nichts, den Eisprung einfach auszurechnen – du kannst ihn dafür aber sehr gut erkennen, wenn du deinen Zyklus und seine Zeichen beobachtest. 

Was passiert in deinem Zyklus?

Dein Zyklus beginnt immer mit der Menstruation. In dieser Zeit wird die alte Schleimhaut in der Gebärmutter abgestoßen und zusammen mit etwas Blut durch die Vagina hinaustransportiert. Genau wie im Winter fühlen sich viele Frauen* in dieser Zeit eher nach Ruhe und Rückzug, richten ihre Aufmerksamkeit verstärkt nach innen und haben weniger Energie für Verabredungen oder Sport. Das bedeutet aber nicht, dass du dich während deiner Periode unbedingt ausruhen musst, wenn dir nicht danach ist – jeder Körper ist anders und was genau dir in welcher Zyklusphase gut tut, kannst du durch die Zyklusbeobachtung für dich herausfinden. 

Parallel zur Blutung beginnt dein Gehirn (genauer: die Hypophyse) bereits wieder damit, das follikelstimulierende Hormon FSH auszusenden. Dieses Hormon sorgt dafür, dass in deinen beiden Eierstöcken neue Eibläschen heranreifen, von denen eins irgendwann springen wird. Wie die Natur im Frühling wachsen diese Eibläschen heran, werden größer und entwickeln sich weiter. Dabei produzieren sie Östrogene, die sehr häufig dafür sorgen, dass auch deine Laune steigt, du Lust auf Aktivitäten hast, dich wohl in deinem Körper und deiner Haut fühlst und das auch ausstrahlst. Außerdem wirkt das steigende Östrogen auf deinen Zervixschleim und verflüssigt ihn, sodass er vom Gebärmutterhals hinabfließt und du ihn am Eingang deiner Vagina bemerken kannst.  

Ist schließlich ein Eibläschen groß genug, folgt das Hauptevent in deinem Zyklus: der Eisprung. Dazu platzt das sprungbereite Eibläschen auf und entlässt den Zellkern in den Eileiter, wo die Eizelle befruchtet werden kann. Das ist die Zeit des Sommers, du bist auf dem Höhepunkt deiner Kraft, die Libido ist oft besonders hoch, du bist voller Energie und sprudelst vor Lebensfreude und Überzeugungskraft. Tatsächlich ändert sich sogar dein Körpergeruch in dieser Zeit, weshalb es sein kann, dass Andere dich jetzt als besonders attraktiv wahrnehmen.  

Anschließend wandelt sich die aufgeplatzte Hülle des ehemaligen Eibläschens in eine Drüse und produziert Progesteron, unser Gelbkörperhormon. Progesteron bildet einen wichtigen Gegenpol zum Östrogen aus der ersten Zyklusphase: Genau wie im Herbst werden wir jetzt häufig wieder ruhiger und gemütlicher. Das Schlafbedürfnis steigt, außerdem reflektieren wir mehr. Manche Frauen haben jetzt plötzlich das Bedürfnis, aufzuräumen, zu entrümpeln oder auch inneren Ballast loszuwerden. Das Progesteron wirkt außerdem auf die Körpertemperatur und lässt sie jetzt bis zur nächsten Menstruation leicht ansteigen. Ist keine Schwangerschaft eingetreten, kommt es zur Blutung, mit der der Zyklus wieder von vorne beginnt – und das von der Pubertät bis in die Wechseljahre ungefähr 400 Mal in unserem Leben! 

Notizen eines professionellen Zyklustrackings

Warum Zykluswissen wichtig für dich ist

1. Zyklusphasen nutzen

Die unterschiedlichen Hormone, die im Zyklus aktiv sind, wirken sich ganz direkt auf viele verschiedene Bereiche deines Lebens aus. Wenn du die hormonellen Abläufe kennst und verstehst, kannst du sie in deinen Alltag integrieren und so weit wie möglich Termine und Aufgaben danach planen.  

Der hohe Östrogenspiegel in der Eireifungsphase bis zum Eisprung sorgt beispielsweise dafür, dass wir uns in dieser Zeit oft besonders kreativ und energiegeladen fühlen, gut verhandeln können, auf andere überzeugend wirken und auch ein hohes Arbeitspensum mit Leichtigkeit erledigen. Jetzt ist die richtige Zeit für wichtige Präsentationen, Gehaltsverhandlungen, Bewerbungsgespräche oder Dates. Nach dem Eisprung werden wir meistens wieder ruhiger und in uns gekehrter. In dieser Zeit bereitet sich der Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vor, legt Reserven an und ruht sich aus. Aufräumen, Sortieren und Ordnen fällt uns jetzt besonders leicht, und wir können gut Routineaufgaben erledigen, die uns in der ersten Zyklusphase noch gelangweilt haben. In dieser Phase steigt auch die Anfälligkeit für Infekte, weshalb es besonders wichtig ist, auf die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu achten und dem Körper Pausen zu gönnen.    

Wie genau sich die einzelnen Zyklusphasen auf dich und deinen Körper auswirken, ist individuell verschieden. Bei vielen Frauen* steigt und sinkt das Energieniveau wie oben beschrieben. Manche bemerken aber auch kaum Auswirkungen auf ihren Alltag und wieder andere fühlen sich zum Beispiel während ihrer Periode aktiver als um den Eisprung herum.  Jeder Körper ist anders – deshalb ist es wichtig, deine Bedürfnisse aufmerksam zu beobachten, um mit der Zeit deinen persönlichen „Zyklusfahrplan“ zu entwickeln. 

2. Schneller schwanger werden 

Auch, wenn viele Frauen in der Annahme aufwachsen, dass sie jederzeit schwanger werden könnten: Das ist nicht so. Wir sind tatsächlich nur an rund 6 Tagen im Zyklus fruchtbar, nämlich am Tag des Eisprungs selbst und an den etwa 5 Tagen vorher, weil Spermien in deinem Körper überleben und auf die Eizelle warten können. Die beste Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, besteht an den Tagen kurz vor dem Eisprung – und die zeigt dein Körper dir praktischerweise ganz deutlich!  

An diesen Tagen wird der Zervixschleim (ein Sekret, das im Gebärmutterhals gebildet wird) unter dem Einfluss des Östrogens dünnflüssiger und spinnbarer, sodass er in deiner Vagina hinabfließt und an ihrem Eingang beobachtet werden kann. Manchmal fühlt sich die Vagina an diesen Tagen auch nass an. Mit ein bisschen Übung kannst du die Veränderungen des Zervixschleims gut beobachten und so deine fruchtbaren Tage sicher bestimmen lernen, um gezielt schwanger zu werden. Zum Thema Kinderwunsch findest du hier eine eigene Artikelreihe.

3. Sicher verhüten

Wenn du tiefer in das Thema NFP einsteigst und deine fruchtbaren Tage sicher bestimmen lernst, kannst du das Wissen um deine Fruchtbarkeit auch dazu nutzen, um sehr sicher zu verhüten. Unabhängige Studien der Sektion Natürliche Fertilität belegen: Bei richtiger Anwendung ist die Natürliche Familienplanung (NFP) tatsächlich genauso sicher wie die Pille! Die Vorrausetzung, um mit NFP sicher verhüten zu können, ist, dass du dich mit der Methode beschäftigst und selbst die Regeln lernst, um deinen Zyklus auszuwerten und deine fruchtbaren Tage zu bestimmen. Dazu kannst du zum Beispiel einen Kurs bei einer ausgebildeten NFP Beraterin machen oder dich mit dem Praxisbuch „Natürlich und sicher“ selbst in das Regelwerk einarbeiten.

Wichtig: Keine App und kein Tool der Welt ist so sicher wie die eigene Anwendung! Verlass dich deshalb niemals allein auf technische Hilfsmittel und schon gar nicht auf Eisprungrechner oder Eisprungkalender, wenn du wirklich sicher nicht schwanger werden möchtest.  

4. Selbstfürsorge & Selbstakzeptanz

Wenn du anfängst, deinen Zyklus zu beobachten, wirst du mit der Zeit immer mehr individuelle Muster erkennen können und besser verstehen lernen, wieso du in manchen Phasen weniger Energie hast, gereizter oder ungeduldiger bist oder länger für Aufgaben brauchst, die dir sonst leicht von der Hand gehen. Je besser du deine unterschiedlichen Stärken und Bedürfnisse in den verschiedenen Zyklusphasen kennst, umso leichter fällt es dir, liebevoll und geduldig mit dir selbst zu bleiben! Wir konzentrieren uns oft stark darauf, zu funktionieren und immer 100 % zu geben. Das entspricht aber in keinster Weise unserer Natur: Wir brauchen die Zeiten der Ruhe und Reflexion genauso wie die Phasen voller Energie. Wenn du weißt, welchen Einfluss deine Hormone auf dein Energielevel haben, fällt es dir leichter, dir entsprechende Auszeiten zu gönnen und die vermeintlichen Zeiten der „Schwäche“ anzunehmen – dadurch entwickelst du mit der Zeit mehr Selbstakzeptanz und ein besseres Gespür für deine Bedürfnisse und Grenzen.  

5. Dein körpereigenes Alarmsystem

Last, but not least: Dein Zyklus ist ein absolut großartiges, ganz persönliches Alarmsystem! Tatsächlich kannst du dir deinen Zyklus vorstellen wie ein Fenster, durch das du einen Blick in deinen Körper hineinwerfen und erkennen kannst, wie es um deine Gesundheit bestellt ist. Unser Körper funktioniert ganzheitlich – das bedeutet, dass alle hormonellen Systeme und Abläufe miteinander verbunden sind. Sie stehen untereinander in einem hierarchischen Verhältnis: Ist genügend Energie vorhanden, sorgt die Schilddrüse dafür, dass diese Energie an alle Organe verteilt wird. Dann funktioniert alles so, wie es soll, der Körper ist im Gleichgewicht, wir fühlen uns gesund und unser Zyklus verläuft regelmäßig und beschwerdefrei. Besteht aber ein Mangel an Energie – zum Beispiel durch Stress, falsche Ernährung, Nährstoffmängel, Unverträglichkeiten oder Krankheiten – werden vorrangig die lebensnotwendigen Organe mit Energie versorgt. Für alle anderen bleibt weniger übrig, wodurch sie in ihrer Funktion eingeschränkt werden. Dadurch gerät das gesamte System aus der Balance.  

Unser Zyklus befindet sich relativ weit unten in dieser Hierarchie. Eigentlich logisch, denn eine Schwangerschaft bedeutet für den Körper immer auch eine große Belastung, die nur unter optimalen Bedingungen eintreten soll. Umgekehrt bedeutet das für dich: Wenn sich dein Zyklus verändert, zum Beispiel länger oder unregelmäßig wird, der Eisprung ausbleibt, deine Periode schmerzhafter oder unregelmäßiger wird oder PMS-Symptome auftreten, ist es wichtig, diese Symptome ernst zu nehmen und nach ihrer Ursache zu suchen.  

Kenne deinen Zyklus

Ein aufmerksamer Blick auf deinen Zyklus kann dir also dabei helfen, ein tieferes Verständnis für die Vorgänge in deinem Körper zu gewinnen und seinen natürlichen Rhythmus anzunehmen. Gleichzeitig gibt dir die Zyklusbeobachtung Auskunft darüber, dass alles okay ist, dein Körper also gesund und fruchtbar ist. Genau das ist es nämlich, was unser Körper uns durch Veränderung bestimmter Körperzeichen regelmäßig rückmeldet. Grund genug also, auf die leise Stimme unseres Körpers zu achten und deinen Zyklus kennenzulernen! Website: www.hormonfrei-verhüten.de Instagram: https://www.instagram.com/undtschuesshormone/?hl=de 

Anne Schmuck
Anne Schmuck ist zertifizierte Beraterin für Natürliche Familienplanung (NFP) und Zykluswissen, Lektorin für Frauengesundheitsthemen und Autorin der Bücher „Kenne deinen Zyklus“ und „Nebennierenschwäche“.
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