Erholung und Selbstfürsorge

Ich denke, dass diese Krise nur eine Vorbotin ist – jedenfalls dann, wenn es keine grundlegenden Veränderungen gibt. Doch wie…
Inhaltsverzeichnis

Ich denke, dass diese Krise nur eine Vorbotin ist – jedenfalls dann, wenn es keine grundlegenden Veränderungen gibt. Doch wie bereiten wir uns auf mögliche zukünftige Krisen vor, wie werden wir aktiv für die Zukunft? Ich wünsche mir kaum, dass wir dahin zurückkehren, wo wir vor den Corona-Maßnahmen waren. Aber ich wünsche mir, dass die Kinder wieder in die Kitas und Schulen gehen können und Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen können.

Viele Menschen mussten und müssen in den letzten Monaten über ihre Grenzen hinaus arbeiten. Eltern sind pausenlos im Einsatz. Pflegekräfte waren schon lange vorher am Limit. Menschen im Lebensmittelhandel wurden extrem großen Belastungen ausgesetzt. Andere Menschen, speziell Kleinunternehmer*innen und Kulturschaffende, haben kein Einkommen mehr. Die einen müssen mehr arbeiten als zuvor, anderen ist die Arbeit weggebrochen. Sie alle werden Erholung brauchen – aber ob die Erholung dort zu finden ist, wo sie früher zu holen war?

Ich glaube, dass es für viele jetzt wesentlich tieferer Entspannung bedarf, als sie bisher gebraucht wurde. Doch wo findet man eine solche dringend benötigte Pause? Bei einer Fernreise oder einer Pauschalreise auf einer Mittelmeerinsel? Ich selbst bin sowieso nur etwa alle zehn Jahre in den Urlaub geflogen. Zur Zeit habe ich diesen Wunsch gar nicht – Kraft sammle ich in kreativen Lösungen.

Wir lernen von Pepsi: Entspannung findet sich auf dem kleinsten Balkon.

Manche, die nie daran gedacht haben, werden jetzt therapeutische Begleitung brauchen, dauerhaft wirksame Entspannungstechniken lernen und sich erholen, indem sie ihrem Bedürfnis nach Nähe endlich wieder nachkommen, im Rahmen der Abstandsregeln. Vielleicht werden wir uns auch mit Gleichgesinnten zusammenschließen und zukunftsorientierte Lösungen finden. Vor uns liegt eine spannende, komplexe, neue Zeit.

Wir bei Kulmine haben einige Ideen gesammelt, die in der kommenden Zeit für Erholung sorgen könnten – sie sollen ein Angebot sein, aus dem du das für dich passende heraussuchen kannst. Viele der Ideen benötigen nicht viel Zeit oder Vorbereitung. Sie sind auch geeignet, wenn du jetzt weniger Zeit hast als zuvor.

Es kann sehr wertvoll sein, Menschen zu besuchen und mit ihnen etwas Zeit zu verbringen. Die Menschen, die dir besonders nahe stehen, siehst du womöglich sowieso regelmäßig – aber vielleicht hast du Lust, einmal gezielt bei Leuten vorbeizuschauen oder anzurufen, die wenig Kontakt zu anderen haben. Vielleicht klingelst du auch einfach mal bei den Nachbarn, die du immer noch nicht kennengelernt hast und lernst sie etwas kennen. (Wenn du nicht weißt, ob sie einer Risikogruppe angehören und ob ihnen der direkte Kontakt auch recht ist, kannst du erstmal die Maske aufbehalten.) Wenn ihr beide mögt, könnt ihr zum Beispiel gemeinsam spazieren gehen oder picknicken.

Gerade, wenn du Zeit hast, die du dir sonst nicht nehmen würdest, kannst du anderen Arbeiten abnehmen. Das kann dir etwas Abwechslung bringen und die anderen entlasten. Das könnten Einkäufe sein, Gartenpflege, Kinderbetreuung und so weiter. Vielleicht gehörst du auch zu denen, die jetzt weniger freie Zeit als vorher haben – sprich mit anderen darüber und überlege, wo du Unterstützung benötigst. Du darfst Hilfe annehmen.

Eine Babydecke, die Nina in den letzten Monaten häkelte.

Nina erlebte ein sehr schönes Gefühl von Gemeinschaft in einem Online-Forum. Dort entstand ein Tauschring, in dem Bücher, Gesellschaftsspiele und Puzzles getauscht und ausgeliehen wurden. So konnten die Nutzerinnen viele verschiedene Puzzles ausprobieren. Dies könnte auch im Bekannten- und oder Verwandtenkreis initiiert werden.

Vielleicht findest du Erholung durch Meditation, Wandern, einen Paarworkshop, Radtouren, Zelten oder einem Online-Tanzworkshop. Als Ausflugsziel sind die Nordseeinseln Petras Favorit, vielleicht hast du auch Lust auf Work and Travel, Arbeiten auf einem Bio-Hof, einen Fastenurlaub oder eine Woche tanzen.

Mein Sohn und Enkel: Hingabe, Neugierde und eine Wiese.

Sehr spannend kann es sein, handwerklich aktiv zu werden und selbst etwas zu gestalten – das kann Malen, Basteln, Nähen, Stricken oder Häkeln sein. Vielleicht magst du etwas bauen, ein Zimmer neu streichen oder auch nur ein liebgewonnenes Möbelstück anmalen, zum Beispiel mit Kreidefarbe. Ein Kochkurs könnte für Abwechslung in der Küche sorgen, etwa für Eltern, die bisher nicht kochen können oder wollen.

Vielleicht entdeckst du auch eine Tätigkeit wieder, die du früher gerne gemacht hast und die dann in Vergessenheit geraten oder aus verschiedenen Gründen in den Hintergrund getreten ist: Puzzeln, Backen oder Lesen zum Beispiel. Nina wollte schon lange wieder häkeln, hatte aber ihre Häkelnadel verloren. Am Ende schenkte ihr Petra eine und von einer Bekannten bekam sie wunderbare hochwertige Wolle.

Wenn du Lust hast, kannst du auch ein Projekt wählen und es in die Tat umsetzen. Das könnte ein Kräutergarten sein, ein Kurzfilm, ein Gedicht, ein Drei-Gänge-Menü, ein neues Sportprogramm, eine Online-Gesprächsgruppe/Buchclub oder eine selbst gebaute Schwitzhütte – also irgendetwas, was dich eine Zeit lang beschäftigt und für Abwechslung sorgt.

Die Kulmine Mitarbeiter*innen Hannah und Malte mussten ihre Reisepläne verschieben. Sie hatten die Gelegenheit etwas für sie ganz Neues zu tun und legten bei Verwandten einen Garten an. Ab Oktober wollen sie weiterziehen, doch bis dahin haben sie etwas sinnvolles, lehrreiches und entspannendes getan.

Bist du unsicher, was überhaupt im Moment für dich erlaubt ist? Die Verordnungen und Regeln ändern sich laufend und unterscheiden sich auch in den Bundesländern. Eine Übersicht findest du aber online in der Regel auf den Seiten deines Bundeslandes und deiner Kommune.

Was sind deine Ideen und Pläne?

Zum Weiterlesen ein Gespräch mit Michaela Pfadenhauer in Zeit Campus zum Thema Wahlverwandtschaft und Rückzug ins Private in der Corona-Krise: Kernfamilie, kochen, ausmisten: Corona bedeutet den Rückzug ins Private. Werden wir jetzt alle zu Spießern?

Petra Sood
Petra Sood ist nicht nur die Seele von Kulmine, sondern auch ihre Gründerin. Sie führt das Unternehmen bis heute mit Haltung, Herz und Verstand. Nachhaltiges Leben ist für sie gelebte Selbstverständlichkeit - genauso selbstverständlich wie ihr gradliniger und inklusiver Feminismus.
Beitrag teilen

Hinterlasse ein Kommentar

Mit Absenden dieses Kommentars erklärst Du dich mit der Verarbeitung gemäß unseren Datenschutzbedingungen einverstanden.