Bei manchen Paaren scheint das mit dem Kinderwunsch ganz einfach zu sein. Sie werden „einfach so“, ganz spontan und ohne viel Planung schwanger. Aber was, wenn es mit dem Wunschkind auch nach mehreren Zyklen nicht klappt?
Schnell genug kommen in der Kinderwunschzeit Sorgen und Ängste auf. Von Progesteronmangel über PCOS, ausbleibende Eisprünge bis hin zu Diättipps, Nahrungsergänzungsmitteln und Fruchtbarkeitsyoga – im Internet wimmelt es nur so von möglichen Ursachen und mindestens ebenso vielen Tipps und Produkten, die den Kinderwunsch unterstützen sollen. Dabei brauchst du zum Schwangerwerden in allererster Linie erstmal eines: nämlich Wissen um deine Fruchtbarkeit.
Frauen sind an ungefähr sechs Tagen im Zyklus fruchtbar. Die Befruchtung selbst kann nur innerhalb von maximal 18 Stunden nach dem Eisprung stattfinden, allerdings gelten auch die rund fünf Tage vorher schon als fruchtbar, weil Spermien unter bestimmten Umständen im weiblichen Körper überleben und auf die Eizelle warten können. In der Theorie ist Schwangerwerden also eigentlich wirklich ganz einfach: Im Grunde braucht es dafür nur zwei fruchtbare Partner:innen – und Sex am Tag des Eisprungs oder den Tagen unmittelbar davor.
It’s all about timing
In der Praxis gestaltet sich das richtige Timing leider oftmals deutlich schwieriger. Einfach ausrechnen oder vorhersagen lässt sich der Eisprung nämlich nicht. Er ist vielmehr das Ergebnis eines komplexen, fein ausgeklügelten Systems, das sich von Zyklus zu Zyklus unterscheidet. Wir Menschen sind keine Maschinen und auch, wenn leider immer noch viele Quellen den 28-Tage-Zyklus mit Eisprung genau in der Mitte als angeblichen „Standard“ definieren, sieht die Realität ganz anders aus. Tatsächlich haben gerade mal drei Prozent aller Frauen einen extrem regelmäßigen Zyklus von 27 oder 28 Tagen. Die überwältigende Mehrheit erlebt kleinere oder größere Unregelmäßigkeiten und Abweichungen von 10 oder mehr Tagen. Hinter einer ausbleibenden oder verspäteten Periode steckt immer eine Verschiebung des Eisprungs: Die Periode kann erst ca. 10-16 Tage nach dem Eisprung einsetzen, und wenn der Eisprung später kommt, tritt eben auch die Blutung später ein.
Eisprung, wo bist du?
Das Problem an der Sache ist nun: Ob sich dein Eisprung verschiebt, kannst du erst im Nachhinein feststellen, nämlich dann, wenn er stattgefunden hat und es zum Schwangerwerden schon zu spät ist. Vorher kannst du lediglich annehmen oder raten, wann du fruchtbar sein wirst – und genau das tun Zyklus-Apps und pauschale Eisprungrechner. Diese Prognose ist nicht mehr als eine Vermutung, die sehr häufig meilenweit daneben liegt. Wenn du dich auf solche Berechnungen verlässt, versuchst du möglicherweise über viele Monate hinweg, zum falschen Zeitpunkt schwanger zu werden, weil dein Eisprung deutlich früher oder später stattfinden kann, als die App behauptet.
Ovulationstests scheinen dieses Problem auf den ersten Blick lösen zu können. Durch Messung des luteinisierenden Hormons (LH) im Urin sollen sie den herannahenden Eisprung anzeigen und rechtzeitig verraten, wann du fruchtbar bist. Was zunächst vielversprechend klingt, hat leider zwei große Haken: Erstens ist ein LH-Anstieg allein kein sicherer Beweis dafür, dass der Eisprung wirklich stattfindet. Auch in regelmäßigen Zyklen kommt es häufig zu sogenannten multiplen LH-Peaks, also zu mehreren Anstiegen im Zyklusverlauf, von denen meist nur der letzte dann wirklich auch mit dem Eisprung zusammenhängt. Ein positiver Ovulationstest ist also kein zuverlässiges Anzeichen für einen Eisprung! Wegen der Unzuverlässigkeit der Messung im Urin kann es auch andersrum durchaus sein, dass es einen Eisprung gab, obwohl der Ovulationstest negativ ist. Darüber hinaus belegen neuere Studien eindeutig, dass auch der tatsächlich mit dem Eisprung einhergehende LH-Anstieg eine relativ große zeitliche Schwankungsbreite zum Eisprung aufweist und der Ovulationstest nicht selten sogar erst positiv wird, nachdem der Eisprung schon stattgefunden hat. Zum Schwangerwerden ist es dann im schlechtesten Fall schon zu spät oder zumindest sehr knapp, sodass leicht „Zeugungsstress“ aufkommen kann.
Wie du deinen Eisprung mit NFP sicher bestimmen kannst
Zum Glück gibt es einen ganz einfachen Weg, um herauszufinden, wann du fruchtbar bist. Du brauchst dafür keine Ovulationstests, Zyklus-Apps oder teuren Tools und auch kein Glück, sondern nur deine Körperwahrnehmung und das Wissen, wie sich deine Fruchtbarkeit bemerkbar macht. Dein Körper zeigt dir durch bestimmte Veränderungen nämlich ganz deutlich, ob du gerade fruchtbar bist oder nicht – und zwar zuverlässiger, kostengünstiger und nachhaltiger als jedes Produkt, das du kaufen kannst. Alles, was es dafür braucht, ist auf deinen Körper zu achten und seine Botschaften zu lesen!
Die hormonellen Prozesse, die während des Zyklus ablaufen, hinterlassen Spuren an und im Körper. Genau diese Zeichen beobachtet und deutet die symptothermale Methode NFP nach Sensiplan. Vielleicht hast du schon mal von NFP gehört oder möchtest gern mehr darüber erfahren – dann freue ich mich sehr darüber, dir diese Methode der Zyklusbeobachtung kurz vorzustellen.
Schwanger werden mit NFP
Die Abkürzung NFP steht für „Natürliche Familienplanung“ und ist ein Oberbegriff für eine ganze Gruppe von Methoden, die alle gemeinsam haben, dass sie den Zyklus in fruchtbare und unfruchtbare Phasen unterteilen. Daneben gibt es aber auch eine Reihe von Unterschieden: Während einige dieser Methoden die fruchtbaren Tage lediglich ausrechnen (die meisten Zyklus-Apps zum Beispiel!), werden bei anderen auch konkrete Körperzeichen beobachtet. Die sicherste natürliche Methode ist die sogenannte symptothermale Methode, die ihren Namen der Beobachtung von zwei voneinander unabhängigen Körperzeichen verdankt, nämlich der Körpertemperatur und dem Zervixschleim oder Gebärmutterhals. Hinter dieser Methode steckt nicht nur ein gründlich erarbeitetes Regelwerk, sondern auch fortlaufende wissenschaftliche Studien, die die hohe Sicherheit belegen: Richtig angewendet, kannst du mit NFP die fruchtbaren und unfruchtbaren Zyklusphasen exakt bestimmen. Damit kannst du sowohl eine Schwangerschaft sicher verhindern oder, wenn du die fruchtbaren Tage gezielt nutzt, die Chancen auf eine Schwangerschaft entscheidend verbessern. NFP-Anwender:innen wissen genau, wann sie schwanger werden können und wann nicht. Mehrere Studien konnten zeigen, dass Paare, die ihre fruchtbaren Tage mit NFP bestimmen, ihren Kinderwunsch schneller erfüllen können als Paare, die dieses Wissen nicht haben: Während ohne Zyklusbeobachtung innerhalb von einem halben Jahr etwa 60 % schwanger werden, sind es mit Zyklusbeobachtung ganze 81 %.
Vertrauen und Körperkompetenz
Wie gut Schwangerwerden mit NFP funktioniert, durfte ich zweimal selbst erfahren und mittlerweile schon viele, viele Male bei „meinen“ Kinderwunschpaaren in der Beratung miterleben. Für mich ist dabei einer der größten Vorteile von NFP, dass die Methode helfen kann, wieder Vertrauen in dich selbst und deinen Körper zu fassen. Ich empfinde das als unschätzbar großen Wert, der uns in unserem gesamten Leben stärkt und trägt. Während der Kinderwunschphase verlieren wir dieses Vertrauen in uns selbst leider manchmal. Viele Paare fühlen sich hilflos, wenn es auch nach längerer Zeit nicht klappt, und oft werden irgendwann Trauer und Verzweiflung so groß, dass dieser psychische Stress den Kinderwunsch zusätzlich erschwert. Wenn du anfängst, deinen Zyklus zu beobachten, kannst du dieser Hilflosigkeit entkommen: Du lernst, was du aktiv für deinen Kinderwunsch tun kannst und versetzt dich selbst in die Lage, kompetent für deine Fruchtbarkeit zu sein. Außerdem hilft dir das Wissen über deinen Zyklus dabei, mit dir selbst achtsamer und geduldiger zu sein, weil du deine unterschiedlichen Emotionen und Bedürfnisse in den verschiedenen Zyklusphasen besser verstehst.
Und last but not least: NFP kann euch als Paar helfen, entspannter mit eurem Kinderwunsch umzugehen. Durch die Beobachtung deiner Körperzeichen kannst du alle fruchtbaren Tage erkennen und nicht nur deren Ende. Dadurch vergrößert sich das Zeitfenster, in dem Sex zu einer Schwangerschaft führen kann, auf mehrere Tage, statt auf einen (scheinbar) kleinen Moment.
Im zweiten Teil geht es weiter mit dem konkreten Wissen zur Zyklusbeobachtung!