Achtsamer Umgang mit Menstruationsschmerzen, Teil 1: Was bedeutet primäre und sekundäre Dysmenorrhö?

In diesem ersten Teil der neuen Artikelreihe zu Menstruationsschmerzen vermittle ich Grundlagenwissen, das gebraucht wird, um zu verstehen, wie es…
Inhaltsverzeichnis

Haftungsausschluss: Die Tipps dieser Reihe sprechen keine Behandlungsempfehlung aus. Bitte nutze alle Hinweise verantwortlich. Wenn deine Beschwerden nicht besser werden, ist es sinnvoll, sie mit deiner Ärztin oder deinem Arzt abzuklären.

In diesem ersten Teil der neuen Artikelreihe zu Menstruationsschmerzen vermittle ich Grundlagenwissen, das gebraucht wird, um zu verstehen, wie es überhaupt zu potenziellen Schmerzen während der Blutung kommt. Mit diesem Wissen kannst du bei Bedarf die Tipps aus den nachfolgenden Artikeln besser einordnen und erkennen, welche für dich hilfreich sind. 

Schmerzen während der Blutung können je nach individueller Situation unterschiedlich lokalisiert sein. Oft werden sie als Krämpfe im Bauchbereich beschrieben, es kann aber auch zu Schmerzen im Rücken oder in den Beinen kommen. In manchen Fällen treten die Schmerzen gemeinsam mit einer ganzen Reihe anderer Beschwerden auf wie zum Beispiel Durchfall, Übelkeit oder Kopfschmerzen. Die Dysmenorrhö wird unterteilt in primäre Dysmenorrhö und sekundäre Dysmenorrhö.

Was bedeutet primäre Dysmenorrhö?

Als primäre Dysmenorrhö werden Menstruationsschmerzen bezeichnet, für die es keine erkennbare körperliche oder medizinische Ursache gibt. Das bedeutet aber nicht, dass Schmerzen während der Blutung normal wären oder einfach hingenommen werden müssen! Auch, wenn keine Erkrankung für die Schmerzen verantwortlich ist, gibt es meist einen Auslöser oder eine bestimmte Ursache für die Krämpfe. Und entsprechend kann man auch mehr für eine Linderung der Menstruationsschmerzen tun, als allgemein bekannt ist.

Mögliche Ursachen für primäre Dysmenorrhö werden weiter unten ausführlich erklärt, in den meisten Fällen sind aber Prostaglandine für die Schmerzen verantwortlich. Außerdem kann die während der Menstruation leicht vergrößerte Gebärmutter Druck auf Blase und Darm ausüben und so ebenfalls zu Schmerzen führen. 1 2.

Was ist eine sekundäre Dysmenorrhö?

Eine sekundäre Dysmenorrhö liegt dann vor, wenn Menstruationsschmerzen durch eine Erkrankung verursacht werden, zum Beispiel durch Endometriose oder Myome. 

Ursachen für eine sekundäre Dysmenorrhö können sein:

  • Endometriose
  • Adenomyose
  • Fehlbildungen der Gebärmutter
  • geknickte Gebärmutter
  • Entzündungen
  • Myome
  • Tumore
  • Zysten
  • Polypen

Auch eine Spirale oder Kupferkette, die zur Verhütung in den Uterus eingelegt wird, kann Menstruationsschmerzen verursachen. Diese werden üblicherweise zu den sekundären Menstruationsschmerzen gezählt. Tatsächlich sollten sie aber wohl eher als tertiäre Dysmenorrhö bezeichnet werden, da es zwar einen konkreten Grund für die Schmerzen gibt, sie aber nicht durch eine körperliche oder gesundheitliche Ursache ausgelöst werden, sondern durch einen (freiwillig) von außen eingebrachten Fremdkörper.

Wann sollte man mit Menstruationsschmerzen zum Arzt oder Ärztin?

Ein Abklären ist immer dann sinnvoll, wenn die Schmerzen sich nicht durch einfache Tipps, Änderungen des Lebensstils und rezeptfreie Schmerzmittel lindern lassen und dein Alltag durch die Schmerzen beeinträchtigt ist.
Es ist auch sinnvoll, in Kontakt mit einer Ärztin oder einem Arzt zu treten, wenn…

  • die Schmerzen plötzlich auftreten.
  • wenn es nach der Menopause nochmal zu schmerzhaften Blutungen kommt.
  • bei deutlichen Veränderungen in Bezug auf Stärke und Dauer der Schmerzen.

Wenn du wegen Menstruationsschmerzen Kontakt mit deiner Gynäkolog*in aufnimmst, kann es passieren, dass du erstmal nur hormonelle Verhütung und Schmerzmittel als „Lösung“ vorgeschlagen bekommst. In diesem Fall ist es lohnenswert, nach einer neuen Gynäkolog*in zu suchen, oder aber eine kompetente Heilpraktiker*in zu finden, die auf Frauengesundheit spezialisiert ist. Leider dauert es auch heute noch durchschnittlich 10 Jahre, bis Betroffene eine Diagnose für Endometriose erhalten. Es lohnt sich aber, den Ursachen für die Schmerzen auf den Grund zu gehen, da je nach konkretem Auslöser unterschiedliche Maßnahmen zur Linderung sinnvoll sind.

In erster Linie sollte der Kontakt mit ärztlichen Fachmenschen das Ziel haben, herauszufinden, ob eine sekundäre Dysmenorrhö vorliegt und wenn ja, welche konkrete Erkrankung die Schmerzen auslöst.

Wie unterscheide ich primäre und sekundäre Dysmenorrhö?

Noch immer existiert die Vorstellung, dass es normal sei, wenn eine Menstruation mit Schmerzen einhergeht. Diese Vorstellung wird aber zum Glück mittlerweile zunehmend in Frage gestellt. Tatsächlich sind starke Schmerzen meist ein Hinweis darauf, dass der Hormonhaushalt nicht im Gleichgewicht ist, ein Nährstoffmangel oder eine Erkrankung vorliegt. In sehr vielen Fällen kann durch Veränderung des Lebensstils eine Linderung oder sogar Auflösung der Schmerzen erreicht werden. Menstruationsschmerzen sollten nie einfach hingenommen werden, doch je nach Ursache kann es eine Herausforderung sein, eine Lösung für sie zu finden. 

Was sind Ursachen von Menstruationsschmerzen bei einer primären Dysmenorrhö?

Solange unklar ist, ob die erlebten Schmerzen durch eine primäre oder sekundäre Dysmenorrhö ausgelöst werden, kannst du erstmal alle Tipps bei primärer Dysmenorrhö ausprobieren. Selbst wenn diese nicht in allen Fällen zu einer kompletten Auflösung der Schmerzen führen, kann oft zumindest eine Linderung erreicht werden. In vielen Fällen mag es sinnvoll sein, diese verschiedenen Tipps als mögliche Puzzleteilchen anzusehen: Manche Maßnahmen werden dir besser helfen als andere und manche Tipps kannst du für dich und dein Leben passend kombinieren, um eine möglichst schmerzfreie Menstruation zu erreichen.

In einem ersten Schritt kannst du immer erstmal mit den Tipps für den Umgang mit einer primären Dysmenorrhö starten. In vielen Fällen werden sie auch beim Vorliegen einer sekundären Dysmenorrhö Teil der Behandlung sein.

Allgemein kann man sagen: Wenn die Gesamtheit der hier vorgestellten Tipps und Hausmittel keine Linderung bringt, dann liegt vermutlich eine sekundäre Dysmenorrhö vor. Dann sollte eine entsprechende Diagnostik eingeleitet werden, um die Ursache zu finden. 

Prostaglandine als Auslöser von Menstruationsschmerzen

Prostaglandine sind Gewebshormone, die eine wichtige Rolle bei der Lösung der Gebärmutterschleimhaut spielen. Es gibt verschiedene Arten von Prostaglandinen: Während eine Sorte entzündungshemmend ist, fördert eine andere Art Entzündungen und kann Schmerzen auslösen. Werden während der Menstruation zu viele von den Prostaglandinen der zweiten Variante gebildet, kann das zu Schmerzen führen. 

Damit sich die Gebärmutterschleimhaut am Ende der zweiten Zyklusphase lösen kann, zieht sich die Muskulatur der Gebärmutter zusammen. Durch das Zusammenziehen wird die Durchblutung des Gewebes gemindert. Den genauen Vorgang dazu erklärt dieser Artikel in der Deutschen Apothekerzeitung. Die Unterversorgung mit Sauerstoff führt sowohl zum letztendlichen Abstoßen der Schleimhaut, als auch den möglicherweise erlebten Schmerzen.

Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, die Entstehung der Prostaglandine zu vermindern  –  Tipps dazu findest du in Teil zwei dieser Reihe. 

Menstruationsschmerzen durch Mängel von Nährstoffen

Viele Menschen sind von Nährstoffmängeln betroffen, weil sie zu wenig Nährstoffe über die Nahrung aufnehmen und/oder durch bestimmte Lebensstilfaktoren einen erhöhten Bedarf haben. Dies gilt insbesondere dann, wenn du hormonell verhütest oder vor kurzem die Pille abgesetzt hast. Außerdem haben Menschen mit Hashimoto oder anderen Autoimmunkrankheiten einen erhöhten Bedarf an Nährstoffen.

Die Menstruation und die Vorgänge im gesamten Zyklus benötigen Energie und Nährstoffe. Du kannst dir vorstellen, dass die Gebärmutter ein großer Muskel ist, der während der Blutung Schwerstarbeit leistet. Muskeln brauchen Magnesium  –  fehlt es, kommt es zu Krämpfen. Daher können die als Krämpfe wahrgenommenen Schmerzen auch einfach Ausdruck eines Magnesiummangels sein.

Histamin bzw. eine Histaminunverträglichkeit als Auslöser für Menstruationsschmerzen

Histamin ist ein Botenstoff, der an vielfältigen Prozessen im Körper beteiligt ist. Er wird jedoch nicht nur im Körper hergestellt, sondern kann auch über die Ernährung aufgenommen werden. Je nachdem, wie der eigene Körper mit diesem Histamin umgeht, kann es zu Beschwerden kommen, die auch einen Einfluss auf die Menstruation haben. 

Genau wie Prostaglandine ist auch das Histamin daran beteiligt, dass sich die Gebärmutter zusammenzieht.

Umfassende Informationen über den Zusammenhang von Histamin und Menstruation und Histaminunverträglichkeit an sich findest du in dem Artikel „Histamin-Intoleranz und Menstruation“.

Stress, Schlafmangel, Anspannung und Kälte können zu Menstruationsschmerzen führen

Alles, was zu einer schlechteren Versorgung mit Nährstoffen führt, kann einen Einfluss auf das Erleben der Menstruation haben. In Zeiten von Stress hat der Körper einen größeren Bedarf an Nährstoffen. Fehlen diese, kann es wiederum zu Menstruationsschmerzen kommen. 

Darüber hinaus sorgt Stress häufig auch dafür, dass wir unseren Körper unbewusst anspannen, zum Beispiel durch ein Aufeinanderbeißen des Kiefers/der Zähne. Auch diese Spannung kann sich auf die Gebärmutter auswirken und Schmerzen verstärken.

Mehr Information zu den häufigsten Auslösern für sekundäre Dysmenorrhö werden in den kommenden Teilen dieser Reihe vorgestellt. 

In Teil 2a mit findest du umfassende Tipps für den Umgang mit Menstruationschmerzen in Bezug zu Ernährung. In Teil 2b versammelt sich eine umfassende Sammlung aller anderen Tipps – teilweise finden sich dort auch ungewöhnliche und unbekanntere Tipps. Im dritten Teil geht es anschließend um Endometriose. Teil 4 schließt die Reihe mit einem Artikel zu Schmerzen in der (Früh)schwangerschaft ab, bei der es teilweise zu menstruationsähnlichen Schmerzen kommen kann.

  1. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/1163217/
  2. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2015/daz-44-2015/die-regel-muss-nicht-schmerzhaft-sein
Nina Hanefeld
Nina Hanefeld ist Autorin und Beraterin. Seit bald 15 Jahren berät sie mit Freude und Einfühlungsvermögen zu Menstruation, Verhütung und Gesundheit. Die Vermittlung von unterstützendem Wissen ist ihr eine Herzensangelegenheit.
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