Dies ist der zweite Teil der Reihe zu dem Thema, wie man lernt, mit der Menstruation umzugehen. In diesem zweiten Teil geht es neben passenden Produkten für das Aufnehmen des Blutes auch um den Umgang während Schulzeiten oder Schulveranstaltungen.
Zum ersten Teil kommst du hier: „Teil 1: Vorbereitungen”
Wie finde ich das passende Periodenprodukt?
Die meisten Menstruierenden fangen am Anfang mit Binden zum Wegwerfen an. Der Vorteil daran ist: Man bekommt sie fast überall, sie sind einfach anzuwenden und damit recht praktisch.
Der Nachteil ist: Sie fühlen sich oft eher unbequem an, man kann damit schneller schwitzen, sie rascheln gerne mal und wenn sie in Kontakt mit Blut kommen, dann müffeln sie schnell relativ unangenehm. Früher dachte ich tatsächlich, die Menstruation riecht, weil Binden und Tampons immer diesen bestimmten Geruch hatten. Erst später, als ich andere Produkte verwendet habe, habe ich verwundert entdeckt, dass das Blut ganz und gar nicht unangenehm riecht, sondern ziemlich neutral ist.
Außerdem produzieren Einwegprodukte für die Menstruation natürlich auch Müll. Deswegen ist es wichtig zu wissen, dass es noch viel mehr Produkte gibt – sie sind oft bequemer zu tragen und wiederverwendbar. Da gibt es Menstruationstassen, Schwämmchen, Stoffbinden und Periodenunterhosen. Mehr dazu kannst du in den Links lesen – sie führen dich zur Menszyklopädie. Da ist ganz viel Wissen zur Menstruation gesammelt.
Wie gehe ich in der Schule mit der Blutung um?
Achte darauf, dass du die Pausen zum Wechseln deines Menstruationsproduktes nutzt, auch wenn es vielleicht eigentlich noch etwas mehr Blut aufnehmen könnte. Es ist sinnvoll, die Produkte lieber etwas früher zu wechseln, falls du es bei der nächsten Pause nicht auf die Toilette schaffst oder deine Blutung doch stärker ist als du dachtest.
Hab immer Produkte dabei – nicht nur für dich, sondern auch, um anderen auszuhelfen.
Früher dachte ich, dass die Blutung absolut jederzeit losgehen kann. Das stimmt aber nicht. Sie kommt in ihrem ganz eigenen Takt und der lässt sich am besten entdecken, wenn du deine Blutung dokumentierst, indem du den ersten Tag der Blutung in einem kleinen Kalender, der speziell dafür gestaltet wurde, notierst. (Zum Kaufen oder zum Runterladen und selbst Ausdrucken)
Die Papierkalender mögen etwas altmodisch wirken, aber sie sind super praktisch, weil sie ermöglichen, das ganze Jahr auf einen Blick zu sehen. Und mit jedem Monat, den du ausfüllst, wirst du dein ganz persönliches Muster für die Blutung entdecken können.
Inzwischen gibt es dafür auch viele Apps zum Dokumentieren der Menstruation. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass viele leider falsches Wissen über deinen Zyklus vermitteln. Z.B. wird der Eisprung sehr oft falsch dargestellt. Manche der Apps gehen auch nicht so gut mit deinen Daten um. Das heißt, es kann sein, dass sie weiterverkauft werden.
Es ist auch möglich, dass du einfach in deinem Handykalender eine Notiz machst, wann deine Blutung war.
Aber zurück zum Thema Schule!
Es lohnt sich nicht, vorsorglich Periodenprodukte zum Wegwerfen zu tragen, um auf den Fall der Fälle vorbereitet zu sein. Das ist teuer und macht unnötig Müll. Mit Stoffbinden ist das hingegen sehr gut möglich – aber auch dann ist das nur an den Tagen sinnvoll, an denen sich die Blutung ankündigt. Wenn du dich ein bisschen mit deinem Zyklus und seinen verschiedenen Phasen beschäftigst, wirst du mit der Zeit ein Gefühl dafür bekommen, wann die Blutung startet.
Es gibt auch erwachsene Frauen, die seit vielen Jahren menstruieren und die immer noch jeden Zyklus aufs Neue von ihrer Blutung überrascht werden – und das nur, weil sie sich nicht mit der Sprache ihres Körpers beschäftigt haben.
Wie gehe ich im Sportunterricht mit der Blutung um?
Für manche Menstruierende ist es wohltuend und schmerzstillend, während der Blutung Sport zu machen. Für andere ist es wichtig, sich Ruhe zu gönnen und sich nicht zu verausgaben. Manche Schülerinnen würden sich vielleicht gerne während ihrer Blutung bewegen, fühlen sich aber mit den Umständen des Schulsports nicht wohl. Grundsätzlich gilt: Niemand kann dich zwingen, während der Blutung am Sportunterricht teilzunehmen! Und: Wenn du es mal ausprobierst, ist es vielleicht gar nicht so unangenehm, wie du gedacht hast.
Mir war es ehrlich gesagt zu umständlich, jedes Mal während der Blutung meine Mutter zu bitten, mir eine Entschuldigung für den Sportunterricht zu schreiben, deswegen habe ich meistens einfach mitgemacht. Aber ich gebe zu: Ab und zu habe ich auch an ganz anderen Tagen, an denen ich gar keine Lust hatte, einfach gesagt, dass ich blute und dann den Sportunterricht ausfallen lassen (manchmal auch ohne Entschuldigungszettel).
Wie gehe ich im Schwimmunterricht mit der Blutung um?
Für den Schwimmunterricht gilt das gleiche, was ich im letzten Absatz geschrieben habe – mit der Ergänzung, dass du nur dann mitmachen kannst, wenn du ein Menstruationsprodukt verwendest, das in der Vagina getragen wird (zum Beispiel ein Tampon). Wenn das für dich im Moment keine Option ist, wirst du für den Schwimmunterricht die Blutung als Entschuldigung angeben müssen (je nach Schule mit oder ohne Entschuldigungszettel der Eltern/Erziehungsberechtigten).
Falls du mit Menstruation schwimmen willst und dir Sorgen machst, dass der blaue Faden des Tampons sichtbar wird: Du kannst den Faden (vorsichtig) ein bisschen in die Vagina-Öffnung schieben – also dorthin, wo auch der Tampon ist. Achte aber unbedingt darauf, ihn nicht zu weit zu schieben, damit du ihn auch wieder entfernen kannst. (Man bekommt den Tampon notfalls auch ohne Faden wieder raus, aber das ist schon etwas umständlicher.)
Wichtig ist es, nach dem Schwimmen direkt den Tampon zu wechseln, weil er voll mit Wasser sein wird und dann kein Blut mehr aufnehmen kann.
Was mache ich, wenn ich durchblute?
Durchbluten bedeutet: Du hast deine Menstruation und entweder kein Periodenprodukt an/in dir oder das Produkt, das du getragen hast, hat sein maximales Fassungsvermögen erreicht und kann kein Blut mehr aufnehmen. In beiden Fällen passiert das Gleiche: Zuerst läuft das Blut in die Unterhose und wenn der Stoff der Unterhose nichts mehr aufnehmen kann, geht das Blut durch die Unterhose durch und wird auf deiner Kleidung sichtbar.
Die gute Nachricht ist: Du bist nicht allein! Dieses Durchbluten passiert absolut jeder menstruierenden Person mindestens einmal in ihrem Leben! Wie häufig oder wie stark du durchblutest, hängt aber auch davon ab, ob du eine starke Blutung hast. Wer eine leichte Blutung hat, wird das seltener (oder vielleicht auch gar nicht) erleben als jemand, der eine stärkere Blutung hat.
Da du als junger Mensch viel Zeit in der Schule verbringst, kann es sein, dass dieses Durchbluten auch mal während der Schulzeit passiert. Das ist unangenehm, aber es wird ganz sicher fast immer jemand bereit sein, dir zu helfen, wenn du dein Problem beschreibst oder vielleicht macht dich sogar jemand anderes darauf aufmerksam.
Falls das während einer Schulstunde passiert und dein Lehrer oder deine Lehrerin dich im Unterricht nicht aufs Klo gehen lässt, kannst du, wenn du dich traust, diesen Satz sagen: Wenn ich jetzt nicht aufs Klo gehen darf, dann werde ich durch meine Kleidung bluten.
Wenn du in der Schule ein Fach hast, wo du Sachen aufbewahren kannst, ist es hilfreich, dort eine Unterhose und wenn möglich eine Wechselhose aufzubewahren – oder auch einfach ein Tuch, das du um die Hüfte binden und die Blutflecken verdecken kannst.
Du kannst mit deinem neuen Wissen zum Durchbluten auch anderen helfen. Vielleicht leihst du dein Tuch demnächst jemand anderem aus, der es braucht?
Was mache ich, wenn ich unterwegs durchblute?
Dieses Unterkapitel möchte ich mit der Geschichte einer Freundin von mir beginnen. Sie hat auf einem Schulausflug mit Übernachtung in einer Stadt erlebt, dass eine andere Freundin sehr stark durch ihre Hose blutete. Weil der Ausflug noch eine ganze Weile gehen würde, beschloss die Gruppe von Freundinnen, schnell eine neue Hose zu kaufen. Ich finde das in der Situation eine wirklich gute Idee (wenn man genug Geld dabei hat) – doch du kannst es dir vielleicht schon denken: Die Jugendlichen haben von den Lehrer*innen Ärger bekommen, weil sie etwas verspätet zum vereinbarten Treffpunkt kamen und sie die durchgeblutete Hose nicht als Grund für die Verspätung akzeptieren wollten.
Wirklich schade, dass diese Lehrkräfte so reagiert haben! Aber ganz ehrlich: Ärger von Lehrer*innen ist zwar unangenehm, aber durch diese Aktion hat das Mädchen erreicht, dass sie nicht den gesamten Tag über in einer blutigen Hose herumlaufen musste. Ich finde das mutig und klug.
Mit dieser Geschichte möchte ich dich dazu ermutigen, dich zu trauen, nach Lösungen für unterschiedliche Situationen zu suchen. Vielleicht hast du das Gefühl, dass es einfach nur peinlich ist, wenn irgendwas mit der Blutung sichtbar wird – aber wenn du kurz durchatmest und überlegst, was du machen kannst (und vielleicht auch eine Freundin hast, die du fragen kannst), werdet ihr ganz sicher Lösungen für ganz verschiedene Situationen finden.
Wenn du keine Freundin fragen kannst, kannst du übrigens auch jederzeit einfach eine (fremde) Frau ansprechen und um Hilfe bitten. So gut wie alle Menstruierende waren schon einmal in einer Situation, in der sie Unterstützung gebraucht haben. Sofern es ihr möglich ist, wird sie dir sicher helfen.
Übrigens: Die Menstruation hat es so an sich, dass wir uns dabei gegenseitig unterstützen wollen. Auch wenn du keine Freundinnen hast oder sie gerade nicht da sind, kann es gut sein, dass dir eine Klassenkameradin helfen wird, auch wenn ihr nicht befreundet seid.
Wie gehe ich im Schullandheim mit der Menstruation um?
Durchbluten im Bett:
Wenn Blut auf das Laken oder die Matratze kommt, ist es hilfreich, direkt mit jemandem in der Unterkunft zu reden – das wird (ich verspreche es dir hoch und heilig!) nicht das erste Mal sein, dass das passiert. Wenn du dich nicht traust: Frag eine Freundin oder Klassenkameradin, ob sie für dich mit den Ansprechpersonen reden kann. Vielleicht findest du es auch einfacher, deine Lehrerin anzusprechen.
Wenn du weißt, dass du eine starke Blutung hast und auch zuhause nachts manchmal durchblutest, kannst du auch ein eigenes Handtuch mitnehmen und in der Nacht unterlegen.
Durchbluten am Tag:
Bring auf jeden Fall genug Unterhosen für die Reise mit, so dass du mehr als nur eine pro Tag hast – so macht es nichts, wenn du sie tagsüber wechseln musst. (Eine Wechselhose hast du vermutlich sowieso dabei.)
Blutflecken in der Unterhose werden am besten erst in kaltem Wasser ausgewaschen. Du kannst danach dann einfach die Seife nutzen, die am Waschbecken ist und sie in einem zweiten Waschgang mit Seife und warmen Wasser auswaschen. Wenn es dir unangenehm ist, die Unterhose offen irgendwo trocknen zu lassen, kannst du gucken, ob du sie direkt im Bad in einer Ecke aufhängen kannst. (Und weil man sowas gerne mal vergisst, stell dir am besten eine Erinnerung in dein Handy, dass du die Unterhose am nächsten Tag auch wieder einsammelst.)
Nicht genug oder überhaupt keine Menstruationsprodukte dabei:
Falls das nicht zufällig in einem Moment klar wird, in dem ihr in der Nähe von Geschäften seid und du leicht in einen Laden gehen kannst, wirst du in dieser Situation nicht darum herumkommen, mit deiner Lehrerin zu sprechen. Du kannst natürlich zunächst Freundinnen um Produkte bitten, aber es kann sein, dass du mehr Produkte benötigst und eine Erlaubnis brauchst, um dir mehr zu kaufen. Es kann auch sein, dass die Lehrerin für dich die Produkte kauft, weil das wegen der Aufsichtspflicht einfacher ist. In diesem Fall bitte deutlich um das Produkt, das du gerne nutzt, damit deine Lehrerin auch das richtige kaufen kann.
Diese Situation ist übrigens ein tolles Beispiel dafür, wie wunderbar wiederverwendbare Menstruationsprodukte sind – damit kommst du nicht so leicht in so eine Situation, weil du dein Produkt mehrmals verwenden kannst. (Wenn dich dieses Thema interessiert, dann guck dich gerne hier im Magazin oder in der Menszyklopädie um – dort findest du ganz viel Wissen zu diesen sehr praktischen Menstruationsprodukten.)
Starke Schmerzen:
Vielleicht hast du sonst gar keine oder nur wenige Schmerzen und wirst im Landschulheim auf einmal von stärkeren Schmerzen überrascht. Das kann daran liegen, dass die Schmerzen durch Stress und Anspannung verstärkt werden können – zum Beispiel einfach deswegen, weil du nicht zuhause in deiner gewohnten Umgebung bist. Du kannst vorher mit deinen Eltern abklären, ob du Ibuprofen für diesen Fall mitnehmen kannst. Das ist ein einfaches Schmerzmittel und in einer Ausnahmesituation in Absprache mit deinen Eltern vollkommen in Ordnung. Wenn du regelmäßig Schmerzen bei der Blutung hast, sollte das unbedingt untersucht werden, denn eine normale Blutung soll nicht wehtun. Mehr Informationen zu diesem Thema findest du in unserer Artikelreihe „Achtsamer Umgang mit Menstruationsschmerzen”.
- Teil 1: Was bedeutet primäre und sekundäre Dysmenorrhö?
- Teil 2a: Menstruationsschmerzen lindern durch Ernährung
- Teil 2b: Menstruationsschmerzen lindern – Tipps und Umgangsmöglichkeiten
- Teil 3: Was ist Endometriose?
Aber: Diese Artikel wurden ursprünglich für Erwachsene geschrieben. Je nachdem, wie gut du dich schon mit dem Thema auskennst, brauchst du vielleicht Unterstützung. Und bei einigen der Tipps, ist es sowieso hilfreich, eine erwachsene Person um Unterstützung bitten zu können.)
Wie gehe ich beim Wandern mit der Blutung um?
Ich will ganz ehrlich sein: Ich war noch nie mit Blutung wandern. Schulausflüge mochte ich nie gerne, und sowieso waren wir an unseren Wandertagen selten klassisch wandern. Jedenfalls führt das nun also dazu, dass ich dieses Kapitel schreibe, ohne darüber Wissen aus eigener Erfahrung zu haben.
Wohl aber habe ich einen sehr wertvollen Austausch mit einer Wildnispädagogin gehabt, die eine ganze Schulklasse bei einem mehrtägigen Wanderausflug begleitet hat. Und was sie gemacht hat, finde ich so unglaublich toll, dass ich allein deswegen schon dieses Kapitel schreiben musste. Sie hat nämlich einen faltbaren Sichtschutz mitgenommen und die ganze Woche getragen, damit die Mädchen ihn aufstellen und dahinter ganz in Ruhe und ungestört ihre Menstruationsprodukte wechseln konnten. (Zum Pinkeln wurde es der Frau nach nicht angefragt.)
Hilfreich kann es auch sein, zwei Menstruationsprodukte zu kombinieren (eines in der Vagina und eines in der Unterhose). So müssen sie seltener gewechselt werden.
Wenn du Einwegprodukte trägst, achte darauf, die Produkte nicht in der Natur liegenzulassen. Sie werden nicht zersetzt (auch nicht nach 500 Jahren), weil sie Plastik enthalten, was nur in immer noch kleinere Teile zerfällt. Am besten bringst du eine kleine Mülltüte für diesen Zweck mit. Du kannst sie auch in etwas Toilettenpapier einwickeln, das du am besten auch mitnimmst.
