Achtsamer Umgang mit Menstruationsschmerzen, Teil 3: Was ist Endometriose?

Die vorherigen Teile dieser Reihe thematisierten vor allem die Menstruationsschmerzen, die auch primäre Dysmenorrhö genannt werden und keinen eigentlichen gesundheitlichen…
Inhaltsverzeichnis

Die vorherigen Teile dieser Reihe thematisierten vor allem die Menstruationsschmerzen, die auch primäre Dysmenorrhö genannt werden und keinen eigentlichen gesundheitlichen Auslöser haben. In diesem dritten Teil geht es nun um Endometriose, einer der häufigsten Auslöser einer sekundären Dysmenorrhö. Für weitere mögliche Ursachen einer sekundären Dysmenorrhö empfehlen wir diesen englischen Artikel.

Einer von 10 Menschen mit Zyklus ist von Endometriose betroffen. Oftmals wissen Betroffene selbst nichts von der Erkrankung, denn obwohl Endometriose so weit verbreitet ist, wird sie immer noch sehr selten und oft erst sehr spät erkannt. Im Schnitt vergehen zehn Jahre bis zur Diagnose. Das sind Jahre, in denen Betroffene oftmals einen enorm hohen Leidensdruck haben und sich mit ihren Beschwerden unverstanden und alleingelassen fühlen.

Auch wenn du nicht persönlich von Endometriose betroffen bist: Es ist wichtig, dass diese Erkrankung stärker ins allgemeine Bewusstsein rückt, damit langfristig bessere Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten entstehen.

Definition: Was ist Endometriose?

Illustration Endomitiose

Endometriose ist eine chronische Erkrankung, bei der sich Schleimhautzellen an und in Organen ansiedeln. Oft wird dieses Gewebe fälschlicherweise als Gebärmutterschleimhaut bezeichnet – tatsächlich handelt es sich um “normale” Schleimhaut, die aufgrund bisher weitestgehend unbekannter Ursachen an Orten wächst, an die sie nicht gehört. Oft sind zum Beispiel die Eierstöcke und Eileiter betroffen, aber auch Darm, Blase oder Bauchfell können besiedelt werden. Es existieren sogar Befunde über Endometrioseherde in der Lunge, in Gelenken und im Gehirn.

Diese Zellen reagieren auf die Hormone des Zyklus und entsprechend auch auf den Hormonabfall vor der Menstruation. So wie die Gebärmutterschleimhaut sich in der Gebärmutter aufbaut, wachsen auch die Endometrioseherde. Das Problem: Mit der Menstruation kann das Blut aus diesen Herden meist nicht oder nur schlecht abfließen. Das führt zu sehr starken Schmerzen während der Blutung.

Symptome: Was passiert, wenn ich Endometriose habe?

Je nach Stärke des Befalls mit Endometriose-Zellen kann es während der Menstruation, aber auch während des gesamten Zyklus zu Schmerzen und verschiedenen Beschwerden kommen. Das liegt auch daran, dass die Zellen Verklebungen verursachen können, so dass sich beispielsweise die Eileiter nicht mehr frei im Bauchraum bewegen können.1

Menstruation

Das häufigste Symptom der Endometriose sind die sehr starken Schmerzen, die während oder vor der Menstruation auftreten. Oft geht damit eine starke Blutung einher.2

Schmerzen

Illustration von Zirklusion als Mittel gegen Menstruationsschmerzen

Unabhängig von der Menstruation kann es bei Endometriose zu starken Schmerzen im ganzen Körper kommen. Oft ist der Bauch oder Unterbauch betroffen, aber auch der Rücken und sogar die Knie können schmerzen.

Auch bei Sex, bei dem die Vagina den Penis umschließt, können Schmerzen auftreten, genauso wie bei Untersuchungen bei Gynäkolog*innen oder sogar beim Toilettengang.

Verdauung

Die Verdauung kann in vielerlei Hinsicht bei Endometriose beeinflusst sein. So kann es zu allgemeinen Problemen wie Blähungen kommen, aber auch zu Durchfall und/oder Verstopfungen. AuchÜbelkeit und Erbrechen können Symptome sein.

Weitere Symptome 

Ein sehr häufiges Symptom bei Endometriose ist ein unerfüllter Kinderwunsch. (Dazu später noch mehr.)

Und letztendlich kann es zu einer ganzen Reihe von diffusen Symptomen kommen wie Müdigkeit und große Erschöpfung, sowie ein gehäuftes Auftreten von Allergien und Autoimmunerkrankungen.3

Diagnose: Wie stelle ich fest, ob ich Endometriose habe?

Leider ist die Diagnose von Endometriose auch heute noch nicht so einfach. Problematisch ist auch, dass es vielen Fachmenschen immer noch an Wissen über dieErkrankung fehlt und so eine Diagnose oft erst sehr spät stattfindet.

Im ersten Schritt ist es daher wichtig, eine Ärztin oder einen Arzt zu finden, der die bestehenden Probleme und Beschwerden ernst nimmt und eine ausführliche Anamnese vornimmt, bei der alle Beschwerden angehört und dokumentiert werden.

Zu den Untersuchungen, die Teil der Diagnose sein sollten, gehört eine Tastuntersuchung der Vulva, Gebärmutter und Anus/Enddarm und ein Ultraschall. (Durch die Bauchdecke und Vagina.)

Fachmenschen mit viel Erfahrung können mitunter durch Ultraschall oder MRT zu einer Diagnose kommen. Trotzdem gehört auch die Bauchspiegelung noch immer zu den Diagnosetools. Der Vorteil: Hier kann direkt eine Gewebeprobe entnommen werden und durch die direkte Sicht die Schwere des Befalls bestimmt werden. Außerdem können dabei direkt auch Endometrioseherde entfernt werden.

Eine noch relativ neue Option der Diagnose ist ein Speicheltest – zu ihm gibt es im Moment noch nicht so viele Erfahrungen und er muss bisher selbst gezahlt werden.

Behandlung: Wie bekommt man Endometriose weg?

Illustration der Pille und Gebärmutter

Bis heute konnte nicht abschließend geklärt werden, wie es überhaupt zu der Entstehung von Endometriose kommt. Entsprechend schwierig ist es, eine wirksame Behandlung zu finden.

Aber auch wenn Endometriose noch nicht vollständig geheilt werden kann, gibt es wohl Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern oder zumindest einen besseren Umgang mit den Schmerzen zu finden. Die vorhandenen Therapiemöglichkeiten konzentrieren sich daher in erster Linie darauf, die Symptome und Beschwerden soweit in den Griff zu bekommen, dass Betroffene mit ihrer Erkrankung leben können. Weil Endometriose sich ganz unterschiedlich zeigen kann, sollte auch die Behandlung individuell abgestimmt sein.

Bei einer Bauchspiegelung können bestehende Endometrioseherde entfernt werden. Neben der medikamentösen Behandlung mit Schmerzmitteln und Entzündungshemmern ist die Hormontherapie einer der häufigsten Ansätze in der Schulmedizin. Weil die Endometrioseherde auf die Sexualhormone reagieren und daher zyklusabhängig abbluten, kann die Unterdrückung des Zyklus durch hormonelle Verhütung je nach Schweregrad der Erkrankung eine sinnvolle Maßnahme sein – vorausgesetzt natürlich, es besteht kein Kinderwunsch und es kommt für die betroffene Person grundsätzlich in Frage, hormonell zu verhüten. Aber: Hormone sind auch zur Verhütung bei Endometriose nicht die einzige Option!

Sowohl zur Reduzierung von Schmerzen als auch, um Entzündungen entgegenzuwirken, gibt es sehr gute naturheilkundliche Lösungen. Im Rahmen einer ganzheitlichen Behandlung kannst du außerdem durch Ernährung und Lebensstil einiges tun, um deine Symptome zu lindern. Das kann sowohl zu einer Reduzierung der Entzündung als auch zur Wiederherstellung des hormonellen Gleichgewichts beitragen.

Zu möglichen Tipps, wie das funktioniert, empfehlen wir den 2. Teil dieser Reihe, die in 2a und 2b umfassende Möglichkeiten aufzeigt, die auch bei Endometriose hilfreich sein mögen.

Ein möglicher Ansatz könnte in Zukunft Antibiotika sein – in einer kleinen Studie konnte ein möglicher Zusammenhang zwischen Bakterien und der Entstehung von Endometriose entdeckt werden.

Zum Weiterlesen: Deutsche Apotheker Zeitung – Fusobakterien: Könnte Endometriose auch bakterielle Ursachen haben?

Welche Ernährung ist bei Endometriose sinnvoll?

Mit einer ausgewogenen, nährstoff- und ballaststoffreichen Ernährung auf pflanzlicher Basis kannst du sowohl Entzündungen als auch einem hohen Östrogenspiegel entgegenwirken (durch die hohe Belastung mit künstlichen Östrogenen ist das übrigens nicht nur bei Endometriose sinnvoll!).

Neben Obst und Gemüse sind Lebensmittel mit vielen Antioxidantien wie Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte, aber auch Kurkuma und essentielle Fettsäuren (in Lachs, Sardinen, Hering und Forelle sowie Nüsse, Samen und Pflanzenöle) empfehlenswert. Auch Nahrungsergänzungsmittel (vor allem Vitamin C, D und E sowie Magnesium und Zink) sind sinnvoll, weil sie dem Körper dabei helfen, die Entzündungsprozesse zu heilen bzw. in Schach zu halten. In diesem Artikel der Deutschen Apothekerzeitung ist ein sehr gutes Interview dazu, welche Mikronährstoffe bei Endometriose sinnvoll sind und wieso sie helfen.

Auf der anderen Seite können Lebensmittel, die die Entzündungsreaktionen eher verstärken, die Schmerzen und Symptome noch verschlimmern. Daher sollten nach Möglichkeit Alkohol, Koffein, Milchprodukte, Gluten und Fertigprodukte sowie sehr
salz- und zuckerhaltige Speisen vermieden oder deutlich reduziert werden.

Die Rolle von Leber und Darm

Östrogen wird über die Leber verarbeitet und über den Darm ausgeschieden. Wenn diese Prozesse nicht optimal funktionieren, kann überschüssiges Östrogen nicht gut abgebaut werden. Deshalb ist es wichtig, die Leberfunktion und die Darmgesundheit zu unterstützen.

Die Leber liebt Bitterstoffe. Sie stecken zum Beispiel in Chicorée, Rosenkohl, Artischocken, Radieschen, Löwenzahn, Schafgarbe, Salbei und Radicchio. Außerdem braucht die Leber ausreichend Nährstoffe, um gut entgiften zu können (und natürlich möglichst wenig Stoffe, die ihr zusätzlich Arbeit machen, wie Alkohol, Koffein, Nikotin und Medikamente). Auch ein Leberwickel kann sehr gut helfen und gleichzeitig stressreduzierend wirken.

Regelmäßiger Stuhlgang ist wichtig, um das Östrogen aus dem Körper auszuleiten. Ballaststoffe unterstützen das Verdauungssystem, ebenso regelmäßige Bewegung und Sport. Auch Yoga oder Spazierengehen sind hilfreich.

Wie gefährlich ist Endometriose?

Endometriose ist eine ernstzunehmende Krankheit, die unbehandelt zu dauerhaften Schäden an Organen führen kann. Sie kann zu Unfruchtbarkeit führen. Deswegen sollte sie unbedingt ernst genommen werden, auch wenn es für Betroffene mitunter etwas dauert, bis sie unterstützende Fachmenschen finden, die ihnen helfen, die Symptome der Endometriose zu lindern.

Endometriose und Kinderwunsch

Foto einer schwangeren Frau, die die Hände auf ihren Bauch hält

Schätzungen zufolge könnte bei 40-60 % aller Fälle von unerfülltem Kinderwunsch eine Endometriose die Ursache für die verminderte Fruchtbarkeit sein. Es wird davon ausgegangen, dass (je nach Grad der Endometriose) die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft etwa um die Hälfte verringert ist. Einerseits können Verklebungen und Verwachsungen an Eierstöcken und Eileitern eine Schwangerschaft erschweren oder sogar verhindern. Neuere Studien vermuten außerdem einen Zusammenhang zwischen Endometriose und einer verringerten Anzahl sowie Qualität der Eizellen.

Wenn die Endometrioseherde chronische Entzündungen im Körper verursachen, wirkt sich die Erkrankung auch auf den Hormonhaushalt und das Immunsystem aus. Insbesondere erhöhte Östrogenspiegel stehen nachweislich in Zusammenhang mit Endometriose und verminderter Fruchtbarkeit. Inzwischen wird Endometriose daher als systemische Erkrankung aufgefasst, die ganzheitlich behandelt werden muss.

Das bedeutet aber nicht, dass du mit Endometriose nicht schwanger werden kannst! Nicht bei jeder Betroffenen schränkt die Endometriose die Fruchtbarkeit ein, und selbst wenn das der Fall ist, kann der Kinderwunsch in Erfüllung gehen, wenn die Krankheit erkannt und behandelt wird. Dabei kann NFP eine sehr gute Unterstützung sein, um schneller schwanger zu werden und zum Beispiel nach einer OP keine wertvolle Zeit zu verlieren. Überhaupt kann bei Kinderwunsch bei bestehender Endometriose eine Operation eine sinnvolle Maßnahme sein, da nach dem Entfernen der Herde die Chancen auf eine Schwangerschaft höher sind.

Während der Schwangerschaft wird von einer Verbesserung der Symptome berichtet. Wenn nach der Schwangerschaft der Zyklus wieder einsetzt, können die Beschwerden zurückkommen.

Wichtig zu wissen: Wer Endometriose hat und schwanger wird, hat ein erhöhtes Risiko für eine Fehlgeburt.

Weiterführende Tipps zu Endometriose

Bei diesem Thema ist es besonders sinnvoll, sich eigenständig zu dem Thema zu belesen und Wissen zu sammeln. Unsere Empfehlungen findest du hier – falls du weitere Empfehlungen hast, freuen wir uns über einen Kommentar hier im Blog oder über eine E-Mail an nina@kulmine.de!

  1. https://www.endometriose-vereinigung.de/was-ist-endometriose/
  2. https://kulmine.de/magazin/menstruation/umgang-mit-starker-menstruation/
  3. https://www.endometriose-vereinigung.de/was-ist-endometriose/#symptome-1
Anne Schmuck
Anne Schmuck ist zertifizierte Beraterin für Natürliche Familienplanung (NFP) und Zykluswissen, Lektorin für Frauengesundheitsthemen und Autorin der Bücher „Kenne deinen Zyklus“ und „Nebennierenschwäche“.
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