Starke Blutung, schwache Blutung – was bedeutet das eigentlich? Nach welchem Maßstab beurteilen wir die Stärke unserer Menstruation und ist sie überhaupt messbar? Immerhin ist die Menstruation ja etwas sehr Privates und in den meisten Fällen schwer vergleichbar. Nina Hanefeld hat vor kurzem das erste Mal eine starke Menstruation erlebt und sich über das Thema einige wichtige Gedanken gemacht.
Inhalt
Wann ist eine Blutung zu stark?
Was bedeutet starke Menstruation?
Diagnose einer starken Menstruation: Wie herausfinden, ob man eine starke Blutung hat?
Ist eine starke Menstruation gefährlich?
Was gegen starke Menstruation tun?
6 Hausmittel gegen Schmerzen bei starker Menstruation
Stark zu menstruieren kostet Kraft
Zum Weiterlesen
Wann ist eine Blutung zu stark?
Vor kurzem habe ich die vierte Corona-Impfung erhalten. Und während nach den ersten drei Impfungen mein Zyklus stark verkürzt war, hatte er diesmal eine für mich normale Länge, aber dafür war die Blutung deutlich stärker als sonst. Aber was heißt das eigentlich? Ab wann ist eine Blutung stark, vielleicht sogar zu stark, und was kann ich tun, wenn ich von einer besonders starken Menstruation betroffen bin?
Menstruation ist auch heute noch von einem Tabu betroffen. Vielen Menstruierenden fällt es schon schwer genug, offen über ihre Blutung zu sprechen oder frei nach Menstruationsprodukten zu fragen, wenn sie welche brauchen. Über Einzelheiten wie die genaue Blutmenge oder wie oft wir unser Menstruationsprodukt wechseln, wird noch seltener gesprochen. Und selbst wenn diese Umstände geteilt würden, gibt es so viele unterschiedliche Produkte und Möglichkeiten, das Blut einer scheinbar „starken“ Menstruation aufzufangen, dass es gar nicht so leicht ist, die tatsächliche Stärke einzuschätzen oder zu vergleichen.
Nachdem ich nun eine starke Blutung erlebt habe, habe ich verschiedene Entdeckungen gemacht, die für die eine oder andere betroffene Person vielleicht hilfreich für den Umgang mit ihrer Menstruation sein mögen – und die auch nicht betroffenen Menschen einen Einblick verschaffen, wie sich das Leben mit starker Menstruation anfühlt.
Was bedeutet starke Menstruation?
Der Fachbegriff für eine starke Menstruation ist Hypermenorrhoe. Der Definition nach wird von einer starken Blutung gesprochen, wenn über die gesamte Dauer der Menstruation hinweg mehr als 80 ml Blut fließen. (Als “normal“ gilt eine Blutung von etwa 60 ml.)
Einerseits kannst du also die Stärke deiner Menstruation ganz persönlich im Vergleich zu deinen bisherigen Blutungen beurteilen und beobachten, ob sich Dauer oder Stärke verändern. Andererseits hilft dir die Definition dabei, herauszufinden, ob deine Blutung im Vergleich zu anderen Menschen besonders stark ist.
Einen Erfahrungsbericht einer von Hypermenorrhoe-Betroffenen findest du hier: https://kulmine.de/magazin/allgemein/hypermenorrhoe-wenn-die-menstruation-staerker-ist/
Diagnose einer starken Menstruation: Wie herausfinden, ob man eine starke Blutung hat?
Die einfachste Möglichkeit, um die Stärke der eigenen Blutung zu beurteilen, ist eine Menstruationstasse zu verwenden UND bei jedem Wechsel zu notieren, wie viel Blut in ihr war. Manche Menstruationstassen haben Milliliter-Angaben in der Tasse selbst. Bei Tassen ohne diese Angabe, kannst du durch Googeln nach den Herstellerangaben herausfinden, wie viele ml das Tässchen fasst und dann entsprechend die Werte zusammenrechnen.
Eine andere, aber eher ungenaue Möglichkeit der Diagnose wäre, darauf zu achten, wie häufig du dein verwendetes Menstruationsprodukt wechseln musst. Wenn du die aufnahmefähigste Variante alle 1-2 Stunden tauschen musst, ist das ebenfalls ein Hinweis auf eine besonders starke Menstruation.
Übrigens wird auch dann von einer starken Menstruation gesprochen, wenn die Blutung länger als sieben Tage andauert. In diesem Fall kann die Blutung an den einzelnen Tagen trotzdem schwächer sein oder als normal stark empfunden werden.
Extra Tipp für den Umgang mit Kulmines während der Menstruation
Was mir in meiner Arbeit mit Kulmine immer wieder auffällt: Viele Menstruierende wissen gar nicht, dass ihre Blutung relativ stark ist. Sie verwenden deshalb Produkte, die für eine schwächere Blutung gedacht sind und denken, dass Kulmines nicht funktionieren, weil das Blut, durch dünnere Kulmines, spätestens bei einer starken Menstruation schnell durchfließt. Und wenn wir darüber in den Austausch gehen, stellt sich meistens heraus, dass sie Stoffbinden oder Stoffslipeinlagen von Kulmine verwenden, die wenig aufnahmefähig sind. Hier kann ein Wechsel auf Maxiprodukte schon die Lösung des Problems sein.
Starke Blutungen brauchen einen anderen Umgang als leichte Blutungen. Das bedeutet auch, dass bei besonders starker Blutung mehrere Kulmines kombiniert werden können.
Was hieß das in meinem Fall? Ich musste die Binden viel häufiger als sonst wechseln, ich habe mehr Binden miteinander kombiniert, auch über den ersten Tag meiner Menstruation hinaus und am Ende der Menstruation hatte ich jede einzelne Kulmine in meinem Vorrat aufgebraucht. Wenn ich dauerhaft stärkere Blutungen hätte, würde ich mir wohl mehr Maxi Kulmines holen. So habe ich durch das geschickte Kombinieren von mehreren Kulmines die Aufnahmefähigkeit erhöht.
Ist eine starke Menstruation gefährlich?
Eine starke Menstruation an sich ist nicht gefährlich. Selbst wenn du stark blutest, ist der Blutverlust für deinen Körper nicht bedenklich. Eine starke Menstruation kann jedoch zu Erschöpfung, Anämie (Blutarmut) oder anderen Symptomen führen, die deine Lebensqualität beeinträchtigen können. Deshalb ist eine gute Selbstfürsorge besonders wichtig für dich, wenn du eine starke Menstruation hast.
Dennoch können hinter einer starken Menstruation manchmal auch ein hormonelles Ungleichgewicht oder Erkrankungen wie zum Beispiel Endometriose oder das Von-Willebrand-Syndrom stecken. Wenn du häufig starke Schmerzen, sehr starke oder für dich ungewöhnlich lange Menstruationsblutungen hast und dich damit unsicher fühlst, kannst du zur Sicherheit deine Frauenärztin um ihre Einschätzung bitten.
Was gegen starke Menstruation tun?
Zuerst einmal sind wir davon überzeugt: Du musst nichts „gegen“ deine Menstruation tun, sondern einen für dich angemessenen Umgang damit finden. Wer bereits einen guten Umgang mit Kulmines bei starken Blutungen gefunden hat, wird die folgenden Entdeckungen und Tipps als wenig hilfreich empfinden – sie sind vor allem für Menschen geschrieben, die bisher noch nicht wussten, dass sie relativ starke Blutungen haben oder die gerade am Anfang ihrer Kulmine-Reise stehen.
Mehrere Menstruationsprodukte bei starker Menstruation kombinieren
Wenn dir ein einzelnes Menstruationsprodukt nicht ausreicht, kannst du ausprobieren, unterschiedliche Produkte zu kombinieren. Die einfachste Kombinationsmöglichkeit ist ein vaginal getragenes Produkt wie Menstruationstassen oder Menstruationsschwämme mit einer (oder mehreren) Kulmines zu verwenden.
Wir haben einen ganzen Artikel dazu geschrieben, warum es bei Kulmine keine Periodenunterwäsche gibt und ich habe selbst auch keine guten Erfahrungen mit dem Tragen von Periodenunterwäsche gemacht. Aber: Sehr starke Blutungen wären für mich ein echtes Argument für das zusätzliche Tragen der Unterhosen. (In dem Fall würde ich eine Marke ohne Biozide suchen.) Mit den Unterhosen können sogar drei Produkte kombiniert werden: In der Vagina eine Tasse oder Schwämmchen, und die Unterhose kann dann noch mit einer Kulmine ausgestattet werden. Übrigens sitzen die meisten Mensunterhosen so eng, dass sie eine sehr gute Halterung für klassische Kulmines bieten sollten.
Kulmines können bei starker Menstruation kombiniert werden
Kulmine Stoffbinden gibt es in einer erstaunlichen Vielfalt, damit du sie individuell an deine Bedürfnisse anpassen kannst. Das gilt auch dann, wenn die Menstruation stark oder sogar sehr stark ist.
Wer vermutet, eine starke Blutung zu haben, sollte direkt mit den Maxi-Kulmines anfangen. Die Maxi-Kulmine, die am wenigsten aufnimmt, ist die Maxi-Flügel. Dann gibt es noch die Hela Maxi, die Falti und die Falti Plus für die Nacht.
Das heißt aber nicht, dass Midi-Kulmines bei starken Blutungen gar nicht verwendet werden können. Erstmal hat jede Blutung ihre schwächeren Tage, an denen sie zum Einsatz kommen können. Und: Du kannst Midi-Kulmines in Maxis verwandeln! Und zwar, indem du sie mit anderen Kulmines kombinierst.
Die Maxi-Produkte sind schon relativ dick – am besten, du probierst einfach aus, ob du dich beim Tragen noch wohl fühlst, wenn du andere Produkte dazu kombinierst. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, die Maxi Flügel mit einer klassischen Binde (midi) zu kombinieren und auch die Hela Maxi kann gut mit einer klassischen Binde ergänzt werden. (Damit konnte ich auch noch gut fahrradfahren, allerdings muss ich nur etwa 15 Minuten pro Strecke auf dem Rad sitzen, für längere Strecken wäre es mir vielleicht doch etwas ungemütlich geworden.)
Die Falti Maxi habe ich selbst nicht und kann deswegen nicht sagen, ob und wie gut sie zu kombinieren ist. Da sie aber wirklich sehr aufnahmefähig ist, braucht sie das vielleicht gar nicht.
Kombinationen bieten den Vorteil, dass du nicht bei jedem Toilettengang eine neue Kulmine brauchst. (Das Gleiche leisten übrigens auch die Faltis, das ist einer der unschlagbaren Vorteile von ihnen!) Wenn ich eine Hela nutze und als Zwischenlage eine klassische Kulmine liegt, habe ich dann eine wirklich frische Seite zum Hochfalten.
Kulmines können übrigens auch komplett herumgedreht werden, sodass das Blut nach dem Drehen von der anderen Seite aufgefangen wird. Das ist nicht immer sinnvoll (es kann etwas Blut auf die Unterhose kommen), aber manchmal vielleicht nötig (weil du dann nochmal eine Weile ohne Wechsel auskommst).
Blut in die Toilette fließen lassen als Tipp bei starker Menstruation
Die freie Menstruation (auch bekannt als “free bleeding”) beruht auf der Idee, dass Menstruierende ein so gutes Gefühl für ihren Körper entwickeln können, dass sie das Blut kontrolliert in die Toilette abfließen lassen und gar keine Produkte mehr verwenden müssen. Ich finde die Idee an sich interessant für Experimente – glaube aber, dass die erfolgreiche Anwendung nur für eine relativ ausgewählte Gruppe von Menschen möglich ist.
Trotzdem habe ich aus der Auseinandersetzung mit dem Thema etwas für mich mitgenommen. Mein Signal für einen stärkeren Blutfluss ist, dass es sich anfühlt, als ob ich Pinkeln müsste. Früher, bevor ich das Signal interpretieren konnte, bin ich teilweise nicht auf die Toilette gegangen, weil ich wusste, dass ich gerade kurz vorher erst gegangen war. Seit ich das Signal erkenne, gehe ich (wenn möglich) auf die Toilette und lasse dann das Blut eine Weile einfach fließen. Dazu gehört ein aktives Entspannen des gesamten Beckenbodens, damit das Blut wirklich fließen kann.
Während meiner starken Blutung floss das Blut (gefühlt) ohne Pause. Das Fließenlassen auf der Toilette habe ich trotzdem in meinen Tag eingebunden – aber viel häufiger als sonst. Ich bin in kleineren Intervallen auf die Toilette gegangen und habe jedes Mal ein bisschen länger gesessen, als es nötig gewesen wäre, so dass so viel Blut wie möglich direkt in die Toilette fließen und ich die Stoffbinden etwas länger verwenden konnte.
Je nach (Arbeits-)alltag ist das leider nur mäßig einfach umzusetzen. Aber gerade, wenn man das Glück hat, am Wochenende zu bluten, kann ich es nur empfehlen, mit dem aktiven Entspannen und Blut fließen lassen zu experimentieren. Vor allem nach dem langen Liegen in der Nacht lohnt es sich, sich bei dem ersten Toilettengang des Tages etwas Zeit zu lassen und das Blut fließen zu lassen.
6 Hausmittel gegen Schmerzen bei starker Menstruation
- Eine Wärmflasche oder ein Wärmekissen auf dem Unterbauch kann Schmerzen lindern. Auch ein heißes Bad oder eine heiße Dusche können beruhigend wirken. Achte vor allem in der kälteren Jahreszeit darauf, dass du nicht frierst und halte deinen Körper durch Wollsocken, Stulpen oder Nierenwärmer warm.
- Massagen können dazu beitragen, die Durchblutung zu verbessern und die Schmerzen zu lindern. Du kannst zum Beispiel den Unterbauch sanft massieren oder eine Massage mit warmen Ölen ausprobieren.
- Magnesium ist eine gute und hilfreiche Unterstützung bei Menstruationsschmerzen. Die Gebärmutter ist ein großer Muskel, der bei jeder Menstruation Schwerstarbeit leistet. Muskeln brauchen Magnesium, um ihre Aufgaben zuverlässig und vor allem schmerzfrei zu erledigen. Deswegen sollte das Magnesium jeden Tag (und nicht nur während der Blutung) eingenommen werden. Achte darauf, ein hochwertiges Produkt ohne Süßstoffe zu verwenden. Du kannst mit der empfohlenen Tagesdosis von 400 mg starten und diese Menge über den Tag verteilt einnehmen. Solltest du mit Durchfall reagieren, reduziere die Dosis etwas und probiere ein anderes Produkt aus.
- Ingwertee lindert Krämpfe durch die Wärme und seine schmerzstillenden Inhaltsstoffe. Einfach ein kleines Stückchen frischen Ingwer mit heißem Wasser aufgießen und nach einiger Zeit genießen.
- Je leichter das Blut abfließen kann, umso weniger krampft die Gebärmutter. Deshalb sind Menstruationsprodukte, bei denen das Blut nicht im Körper gehalten wird, eine gute und einfache Möglichkeit, um Schmerzen zu reduzieren. Viele unserer Kundinnen berichten, dass sie durch den Umstieg auf Stoffbinden weniger Schmerzen haben. Auch Menstruationstässchen oder Schwämmchen können helfen, aber je nach individueller Situation kann es sinnvoll sein, auf in der Vagina getragene Produkte zu verzichten.
- Rezeptfreie Schmerzmittel sind eine einfache Möglichkeit, Menstruationsschmerzen zu behandeln. Es ist sinnvoll, die Mittel zu nehmen, bevor die Schmerzen wirklich stark werden. So können sie besser wirken und niedriger dosiert werden.
Stark zu menstruieren kostet Kraft
Ich bin mir meines Menstruationsprivilegs sehr bewusst: Ich habe selten Schmerzen (nur manchmal ziemlich Durchfall), sie kommt relativ regelmäßig, dauert nur drei Tage und ist dazu noch eine sehr gut zu managende Blutung. (Nicht super schwach, aber eben auch wirklich nicht stark.) So, wie meine Menstruation normalerweise ist, kostet sie mich minimal Kraft. Meistens erlebe ich sie sogar als positiv.
Mit der starken Menstruation erlebte ich, dass es wirklich anstrengend sein kann, zu menstruieren. Es war nicht unbedingt so, dass ich Schmerzen hatte (ein bisschen vielleicht), aber ich konnte geradezu fühlen, wie meine Gebärmutter arbeitete. Am Ende der Blutung fühlte ich mich erschöpft und kraftlos. Es hilft sicher nicht, dass mein Eisenspeicher auch unter guten Bedingungen schon relativ leer ist (ich arbeite daran, das zu ändern). Jedenfalls machte mir das deutlich, wie wichtig es ist, sich bei stärkeren Blutungen umso besser um sich selbst zu kümmern – und es in dieser Zeit ruhiger angehen zu lassen und dem eigenen Körper mehr Ruhe zu gönnen.
Bereue ich die vierte Impfung?
Trotz dieser Erfahrung bereue ich die Impfung nicht. Ich bin ihr wegen der daraufhin folgenden starken Blutung sogar unglaublich dankbar. Ich weiß nicht, wie ich unter anderen Umständen je diese so wichtige Erfahrung hätte machen können. Sie hat mir Einblicke in das Erleben anderer Menstruierender erlaubt, die hoffentlich auch für andere Menschen wertvoll sind.
Übrigens war schon meine nächste Menstruation wieder genau so, wie ich es gewohnt bin.
Und: Und im Magazin gibt es noch weitere Artikel, die sich mit dem Thema starke Blutungen auseinandersetzen:
Wenn die Menstruation stärker ist
Starke Tage